Böhmisches Paradies

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Theater, DEA: 15.02.2019, Theater Bautzen
Inhalt

Die Elektrik hat schon bessere Tage gesehen und Schimmel soll es hier auch geben, doch solange die Temperatur stimmt, treffen sich die Männer mitten im böhmischen Nirgendwo um im Nebel der Dorfsauna gemeinsam zu schwitzen – und um zu reden. Am liebsten über Frauen, die bei ihnen Weiber heißen, manchmal auch Raketen. Eigentlich geht es dabei vielleicht um Liebe, aber das braucht hier keiner ganz laut auszusprechen im Wechselbad aus Schweiß und Eiswasser. Über den Tod reden sie und über die Toten, über schnelle Autos und die Autos, die sie sich leisten können und über den Weltuntergang, der bald kommen wird – vielleicht.
Manchmal geht's um Politik; Dann kommen ganz nebenbei die großen Umwälzungen der letzten Jahrzehnte zur Sprache, wird an die Tschecheslowakei erinnert, und über die Revolution geschimpft, aber eben auch über kleine Wehwehchen, Peinlichkeiten und schwere Verluste. Denn so heiß, wie gekocht wird, kann keiner von den Typen kochen, und auch der letzte ist eigentlich trauriger, als er denkt.

Jaroslav Rudiš schreibt eine Milieustudie im wahrsten Sinne des Wortes: Über den Niedergang eines testosterongetränkten Feuchtgebiets, randvoll mit Geschichten aus dem Alltag, über schmachvolle Niederlagen und tiefe Trauer, kleine Erfolge und große Verluste. Die verschmitzten Dialoge geben einen Einblick in eine Männerwelt, die es eigentlich gar nicht mehr geben sollte und auf deren Verschwinden ihre Bewohner nicht vorbereitet sind – Männer, die sehenden Auges auf das Ende der Welt, die sie zu kennen meinen, warten.

Jenseits der glitschigen Wände ist ein Kichern zu vernehmen, etwas anderes als die ewig gleiche Männerlitanei. Was soll das bedeuten?