Der Wilhelmine-Code

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Musiktheater, UA: 29.01.2009, Theater Erlangen
Inhalt

Wilhelmines Kindheit ist eine Katastrophe: Als Spielball der strategischen Absichten ihrer zerstrittenen Eltern, ist sie stets nur Machtobjekt, nie aber Kind. Ihre Hochzeit mit dem britischen Thronfolger wird vom Vater vereitelt, der sie schließlich in die fränkische Provinz verheiratet. Von der Queen zur Markgräfin… Wilhelmine macht aus dem gesellschaftlichen Abstieg die Beste aller möglichen Biographien: Sie erfindet sich selbst – als eine moderne Frau in einer konservativen Welt. Nur, wer war Wilhelmine wirklich?  Pionierin in Sachen Gender-Bewusstsein, die mühelos verschiedene Berufe ausübt (Intendantin, Gräfin, Mutter) – oder privilegierte Adlige, die nur ihre eigenen Träume verwirklicht?  Begabte Künstlerin, die eine vielbeachtete Oper komponiert – oder kulturbegeisterte Konsumentin, die ihre Position nutzt, um mit Voltaire Theater zu spielen?  Verantwortungsbewusste Politikerin oder verschwendungssüchtige Prominente? Und welche Rolle spielt eigentlich dieser Top-Arzt Daniel de Superville in Wilhelmines Leben?

Ein Komponist und ein Dramatiker versuchen unter Verwendung von historischen Überlieferungen, musikalischen Referenzen, politischen Kommentaren und aktuellen Assoziationen einerseits, den Wilhelmine-Code zu knacken, andererseits in Form und Inhalt einen neuen Umgang mit dem Medium Oper zu finden. Es entsteht ein eklektischer Mix aus biographischem Crashkurs, neoklassizistischer Skandal-Kolportage, dialektischer Revue und musikalischem Opfer.  Dieses Projekt ist dem Menschen Wilhelmine gewidmet, die mit einer Autobiographie ihre eigene Geschichte gleich selbst schrieb: eine Mischung aus Chronik und Übertreibung, Politik und Skandal.

Ausgezeichnet mit dem Erlanger Theaterpreis 2009