Plattenbaucowboys

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Theater, Hörspiel, Ursendung: 30.05.2011, WDR, noch frei zur UA
Inhalt

Noch fährt die Straßenbahn raus bis nach Neue Aue Süd. Nur will dort keiner mehr hin und die, die konnten, sind schon lange weg. In den 70ern noch als Vorzeigeplattenbausiedlung angelegt, zeigten die Fassaden des kleinbürgerlichen Arbeiterparadieses schon nach wenigen Jahren Risse. Mittlerweile stehen die meisten Häuser leer. Im El Paso, der Bar an der Endhaltestelle brennt noch ein Lämpchen, damit der Schnaps nicht das Glas verfehlt, der Wind pfeift draußen einsam durch die Gassen. In der Dunkelheit der Neubauprärie, durch die ein selbsternannter Sheriff mit geladener Waffe patrouilliert, sucht Alex seinen Vater, der in diesen unheimlichen Straßenschluchten abhanden gekommen ist, pflegt Jule ihre Mutter, die ihren Kopf verloren hat und trinken sich die letzten Bewohner*innen um den Verstand.

In Jaroslav Rudiš' und Martin Beckers zärtlich-melancholischen Text treffen sich in den verlassenen Straßen des ostdeutschen Hinterlandes Hoffnungslose und Suchende, Geister und Todgeweihte, betrunkene Sheriffs und trockene Großstadtcowboys, Schnapsleichen und Stehaufmännchen. Und im Laufe der Nacht drängen Dinge ans Licht, über die die Einsamkeit ihren Mantel gelegt hatte.

PLATTENBAUCOWBOYS bedient keinen Vorstadtsvoyeurismus, sondern spielt mit skurrilen bis liebevoll überzeichneten Figuren inmitten der Neubautristesse neben der Realität des Scheiterns auch Möglichkeiten des Neuanfanges vor – ohne diese jemals zu romantisieren. Der Text entstand 2011 zunächst als Hörspiel für den Deutschlandfunk.