Troilus und Cressida

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Theater, Koproduktion mit den Wiener Festwochen, UA: 9.5.2008, Münchner Kammerspiele
Inhalt

Der Trojanische Krieg hat seinen Ursprung in einer der größten Liebesgeschichten der Welt: Der Zank um eine Hure. Der Trojaner Paris raubt die schöne Helena. Sie sind die Glamourstars der Antike. Wild, ungezügelt und unberechenbar fliehen sie besoffen vor Geilheit in die Stadt Troja, ihnen auf den Fersen die kampfbereiten Griechen, die für den gehörnten Menelaos, Helenas Gatte, in einen der schmutzigsten Kriege der Antike ziehen. Wenn der Grieche Ulysses sich an den Ursprung des Trojanischen Krieges erinnert, weiß er kaum noch, warum alles begann. Shakespeare beginnt seine Erzählung im siebten Jahr der Kampfhandlungen. Der Krieg hat sich verhakt. Trojas Türen sind verrammelt. Die Griechen liegen kampfmüde in ihren Feldbetten. Und hinter den Mauern Trojas verliebt sich der junge Troilus in die reizende Cressida. Die erste Liebesnacht der beiden ist gleichzeitig die letzte, denn Cressida, deren Vater der zu den Griechen übergelaufene trojanische Priester Kalchas ist, wird gegen einen Gefangenen ausgetauscht. Da hilft kein Zürnen.

Man kann die Liebe aus dem Krieg nicht heraushalten. Troilus und Cressida werden aneinander zu Verrätern in einem Krieg, der zu lange dauert und deshalb zur Lebensform wird. Bittere Zeiten für Liebende, wenn sie nicht Paris und Helena heißen, deren Liebe mittlerweile allerdings so abgestanden ist, daß kein Krieg diesen Paarungsakt noch rechtfertigt. So debattieren die Kriegsräte über die weitere Strategie und beschließen einen Zweikampf der großen mythischen Helden Achilles und Hektor. Shakespeares bittere Abrechnung erzählt von Koitus und Totschlag zwischen den Kulturen.

Paul Brodowsky hat die schlanke und schnelle Fassung von Luk Perceval virtuos und erfrischend neu übersetzt und bearbeitet. Gekonnt hat er dabei die überbordende Shakespeare-Sprache entschlackt und reduziert; die zeitlos-poetische Sprachkraft ist dezent aktualisiert und mit gegenwärtigen Diskursen verknüpft. Heraus gekommen ist dabei eine glänzend spielbare, poetisch-heutige Fassung, die das Publikum bei den Wiener Festwochen sowie wie an den Münchner Kammerspielen gleichermaßen begeisterte.

 

Übersetzung und Bearbeitung: Paul Brodowsky

Fassung: Luk Perceval

Ein Auftrag der Münchner Kammerspiele in Koproduktion mit den Wiener Festwochen