Vùng biên gió’i

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Theater, UA: 09.10.2009, Staatsschauspiel Dresden
Inhalt

Im Frühjahr 2008 brach Rimini Protokoll auf, um sich mit dem Nachbarschaftsverhältnis zwischen Deutschland und Tschechien zu befassen – an der deutsch-tschechischen Grenze fanden sie schließlich tatsächlich etwas, das beide Länder verbinden könnte. Hinter Armeen von Gartenzwergen, mauerhohen CD-Stapeln mit Raubkopien und säckeweise gefakter Markenkleidung hoffen vietnamesische Händler heute auf ihr Glück. Sie kamen aus dem asiatischen Bruderland nach Tschechien und in die DDR als Vertragsarbeiter und Auszubildende zu einer Zeit, als die nun verwaiste Grenzstation noch schwer überwindbar war. Jetzt bilden sie sowohl in Dresden als auch in Prag die stärkste Migrantengruppe. 

›Preise hart an der Grenze‹ wirbt ein Schild für die ausgelegten Waren, die rituell zweimal in der Woche vom Zoll beschlagnahmt und anschließend verbrannt werden. Am nächsten Tag helfen Töchter und Söhne dabei, den Nachschub nachgemachter US-Uniformen aus den Kisten auf den Ladentisch zu packen. Aber während ihre Eltern gebrochen ›billig, billig‹ rufen, haben sie sich bereits ganz andere Territorien erobert: Sie studieren, reisen, beherrschen Sprachen und füttern die Suchmaschinen mit ihren eigenen Statusfragen nach Heimat und Zugehörigkeit.

Im Zentrum des Projekts steht das Vorhaben, einen Theaterabend zu entwickeln, der für Theaterbesucher in Prag und Dresden gleichermaßen Relevanz hat, da das jeweils eigene Nachdenken über die vermeintlich eigene Heimat und die europäischen Nachbarn durch den Blick auf eine dritte Gruppe auch eine weitere, dringend notwendige Perspektive gewinnt.