woyzickine

Autor*in(nen)
Performance, UA: Oktober 2010, theaterdiscounter Berlin
Inhalt

Marcel findet Frauen geil und sie ihn auch. Allerdings denken sie, sie hätten eine Beziehung mit Marcel und der sieht das anders: »ich kann auch nix dafür, daß alle weiber mit den ich ab und zu ma ins bett geh, gleich denken, ich hab ne beziehung mit den.« Auf dem Anrufbeantworter in Marcels Wohnung hinterlassen sie Nachrichten, eine nach der anderen: Klar, flippt Franzi aus. Franzi, Marcels Freundin. Die von Marcel gedemütigt wird. Und die eifersüchtig ist. Wie 80 Prozent der Männer und Frauen. Wenn man einen Eifersuchtsanfall bekomme, sagt eine Stimme, könne man mit Mickey-Mouse-Stimme sprechen, denn: »wenn man das tut, muß man lächeln und hat negative gedanken gefühls-programm kurz unterbrochen.«

Es geht um Gefühle, Leidenschaften, den ganz normalen Beziehungsdreck mit Unterdrückung, Demütigung, die Marcel und Franzi / woyzickine ausleben. Und dann gibt es noch den anderen, Tyro, aber der unterdrückt Franzi auch. Marcels Seitensprüngen kann Franzi einen Namen geben: Monika. Ihr Freund lebt in Aachen. Und jetzt, in diesem Moment, ist Monika mit Marcel im Hotel. Natürlich flippt Franzi aus. Sie ruft ihre Freundin Andrea an: »ich kann nich an platz bleiben - mir is heiß - luftröhrenplatzader - innerplexus schwamm ausgepreßt von eigenhand - andrea - die angst ist wie ein großer wasserfall - staudamm über körper kurz vor dem rollen - ich muss dahin -.«

»es gibt kein liebe – es gibt nur die begierde und den hunger und die abhängigkeit und den haß – und die leidenschaft – und sexsucht und die sucht und die eifersucht und die macht – und die machtgier«, sagt der Wildhund, der den Einrufer macht bei dem Technounglück im Duisburger Tunnel. Es ist das Umfeld, in dem woyzickine / franzi sich bewegen. In dem ein Animateur von der Liebe des Spießbürgers spricht. Und Franzi untersucht die Liebesformen, pragma, mania, eros. Am Ende ist sie durcheinander und kann nicht mehr schlafen. Deshalb könnte sie ein Überlebensprogramm starten, mit einem Buch von der US-Army. Und während Franzi überlebt, steigt Marcel vielleicht als riesiger Schmetterling in die Luft.

WOYZICKINE ist ein Monolog mit vielen Stimmen, entstanden im Kopf von Büchner und Anne Tismer.

Auszug

kind : - es war mal ein armes kind - also ich - und hatte keine erzeuger mehr - war alles abgehaun und da wollte es in die welt – aber als es angekommen war da war das nur so eine tageszeitung - und es is gegangen und hat gesucht tag und nacht - und weil auf der erde niemand mehr war wollte das in himmel gehn und der moon guckt es so freundlich an und wie es zum moon kam war das einer der rückwärts gelaufen is - und da is es zur sonne und die guckt es freundlich an und wie es zur sonne kam, war das eine leere plastiktüte mit einer apfelsine drauf – und wie es zur venus kam da war das ein rasierapparat und wie es zum mars kam da war das ein schokoriegel und wie es in die milchstrasse kam da war das auch ein schokoriegel – und wie es zum saturn kam da war das ein elektroladen und wie es zu den sternen kam, waren das so rostige metallkreise mit stäben drin die steckten vorne auf so dicken benzinbehältern - und wie es wieder auf die erde wollte war das ein riesiger kabelsalat - und es war ganz allein - und da hat sich das hingesetzt und geweint, und da sitzt es noch und is ganz allein – und wie das weitergeht sagt die geschichte nich.