Gletscher

Autor*in(nen)
Theater, UA: 21.02.2008, Theater Rampe
Inhalt

Die große Hitze vom Sommer 2003 brachte nicht nur guten Wein. Sie ließ auch die Gletscher schneller schmelzen, und manches Opfer, das sich der Gletscher vor vielen Jahren geholt hatte, wurde freigegeben. So geschah es, daß eine Frau nach 54 Jahren ihren jungen Verlobten wiedersehen durfte.

Die Geschichte erinnert an ein romantisches Märchenmotiv, an »Unverhofftes Wiedersehen« oder an »Bergwerk zu Falun«. Und doch ist sie wahr. In GLETSCHER begegnen wir beidem: der wahren Geschichte und der Weiterführung und Umformung eines Märchenstoffs in einem realistischen und surrealen Setting.

Auszug

»Destina: Seit Hanno weg ist, habe ich noch keine gültige Anrede für mich gefunden. Er nannte mich du kleine Zimtschnecke oder meine Lieblingsbakterie, auch Namen wie zinnoberrotes Flohkuchenbienchen, Tigerhaifisch oder einfach nur Zwetschke waren darunter. 

Seit Hanno weg ist, nenn ich mich ›du blöde Sau‹. Zieh dir einen Morgenmantel über, blöde Sau. Gib mir eine Zigarette, blöde Sau. Der Wein schmeckt wieder abgestanden, du blöde Sau. Weiß auch nicht. Ich habe mir keine Gedanken darüber gemacht, wie ich mich nennen soll, wenn es nicht andere tun. Nicht, daß ich einen besonderen Ärger gegen mich hätte. Ich könnte mich öfter zum Teufel schicken, das ja. Dann sag ich: Hau ab! Verzieh dich! Zisch ab! 

Mach ne Fliege, blöde Sau. 

Aber das geht ja nicht.«