Marie Schleef

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»Leider beschränkt sich der Feminismus im Theater oft auf das Anprangern kanonischer Frauenrollen, über deren Vorsintflutlichkeit sich sowie alle längst einig sind. Hier dagegen rücken die Frauen wirklich ins Zentrum.  Schleefs Arbeiten markieren sozusagen den Unterscheid zwischen proklamierter und angewandter Emanzipation.« (Christine Wahl, Theater der Zeit)

»Die Aufgabe von Theater war es nie, süchtig zu machen, sondern wach­zurütteln, auf die Probe zu stellen. Marie Schleef tut das, indem sie ihrem Publikum genüsslich die Zeit stiehlt, im Dunkeln, mit ihrer Geheim­waffe der sprachlosen Kraft. Am Ende reibt man sich die Augen, wurde beklaut und hat doch gewonnen.« (Theresa Hein, Republik)

Person

Marie Schleef ist Regisseurin. Ihre Arbeiten zeichnen sich durch das Interesse für Vergessenes, Verdrängtes und Unsichtbares aus. Im Vordergrund steht dabei die Verdeutlichung struktureller Missstände, die in Form detailliert recherchierter Fakten als eine Art »stream of (un)consciousness« sowohl Eingang in ihre Aufführungstexte als auch in den Aufbau eines interaktiven Archivs finden. Somit bilden Recherche und Dokumentation in den Arbeiten einen kontinuierlichen Bezugspunkt für die fiktiven Stoffe und verbinden diese untereinander. So werden die strukturellen Vorzeichen und Bedingungen, die vergangene, gegenwärtige und zukünftige gesellschaftliche Verhältnisse bestimmen, in den Inszenierungen Marie Schleefs konkretisiert und adressierbar.

2014 schließt Marie Schleef ihren Bachelor of Arts in Theater and Performance am Bard College in New York ab. Anschließend studiert sie Schauspielregie an der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch. Es folgen Regieassistenzen an der Volksbühne Berlin, u.a. bei Susanne Kennedy (Women in Trouble und Coming Society). Im Oktober 2018 bringt sie ihre Diplominszenierung Die Fahrt zum Leuchtturm nach dem gleichnamigen Roman von Virginia Woolf an der Volksbühne Berlin heraus und wird nach Hamburg zum Körber Studio für Junge Regie 2019 eingeladen.

Auf ihrem Instagram-Kanal (@marieschleef) erweitert sie kontinuierlich ihr Onlineprojekt #womenwhoshouldnotbeforgotten, welches sich in bilingualen (DE/ENG) Kurztextformaten mit Narrativen vergessener Frauen befasst, sowie kaum bekannten Aspekten und Kuriositäten rund um feministische Themen nachgeht. In der Spielzeit 2020/2021 feiert die zum 58. Berliner Theatertreffen eingeladene Long Durational Performance »NAME HER. Eine Suche nach den Frauen+« am Ballhaus Ost Premiere, sowie »Die Blechtrommel« von Günter Grass am Schauspiel Köln. 

2021 erhält Marie Schleef den  internationalen und mit 100.000 Euro dotierten  CHANEL Next Prize, der an KünstlerInnen in elf Ländern und Disziplinen von Design und Film bis hin zur darstellenden und bildenden Kunst vergeben wird. Die Jurymitglieder 2021 waren Cao Fei, Sir David Adjaye OBE und Tilda Swinton.

Für ihre Arbeit »Once I lived with a stranger« (Schauspiel Köln) wird sie 2023 mit dem Kurt-Hübner-Regiepreis ausgezeichnet.

Marie Schleef inszeniert am Schauspiel Köln und am Deutschen Schauspielhaus in Hamburg sowie 2024 erstmals an den Münchner Kammerspielen.