
Weises fulminanter Coup in Frankfurt
Am Schauspiel Frankfurt haben Christian Weise und sein Team Brechts »aufhaltbaren Aufstieg des Arturo Ui« als großes Ensemble-Theater in einem kongenialen Film-Set inszeniert. Der Abend bietet alles, was es für einen faszinierenden und und fulminanten Theaterbesuch braucht. Die Presse-Stimmen sind eindeutig:
»Christian Weise gelingt mit seiner Inszenierung ein regelrechter Coup: Er führt mit dem wunderbaren Ensemble einen Live-Film auf - wir sehen auf der Leinwand, was sich dahinter ereignet. Drei Stunden gehen wie im Flug vorbei, Dank der kongenialen Inszenierung, den visuellen Effekten, den lustigen Kostümen, aber auch wegen der Musik. Dieses Stück und seine einzelnen Mimen sind ein absoluter Hingucker.« (HR 2)
»Am Schauspiel Frankfurt entwickeln der Regisseur Christian Weise, die malende Bühnenbildnerin Julia Oschatz und Josa Marx für die genialischen Kostüme eine eigene Definition davon: kesse Verfremdung, opulente Unterhaltung und ein böser Schluß führen zu einem Theaterabend, den man selbst gesehen haben muß. Oschatz hat eine Wundermaschine gebaut. Marx’ Kostüme und Perücken geben wenige Farbtupfer ins Schwarzweiß und greifen das Spiel mit den Dimensionalitäten auf. Zum Ausstattungsfest, das der Frankfurter ›Arturo Ui‹ bietet, kommt eine darstellerische Lust, auf die bei hohem Schauwert im Theater gelegentlich verzichtet wird.« (Frankfurter Rundschau)
»Christoph Bornmüller hat mit Arturo Ui die Rolle seines Lebens gefunden. Aus 180 prickelnden Premierenminuten eine Lehrstunde über die ›Banalität des Bösen‹. Daß Bornmüller so durchschlagend überzeugen kann, hat mit dem langjährig eingeübten Räderwerk um Regisseur Christian Weise zu tun. Aus Brechts Historienfarce macht er einen quirlig comichaften Theaterfilm, den er mittels Live-Kameras auf die ›Brecht-Gardine‹ projiziert. Überwältigender Applaus für einen großen Theaterabend.« (Frankfurter Neue Presse)
»Zweieinhalb Stunden Staunen über so viel Kreativität und so viel Lust, ein gängiges Format ordentlich durchzurütteln. Weise gelingt dies auch mithilfe eines fast 20-köpfigen Ensembles, das so spielverliebt, so bunt, so nuanciert und schlichtweg grandios überdreht daherkommt, daß man jede einzelne Figur ins Herz schließt.« (Main-Echo)
von Falk Richter
Hannah Zabrisky will nicht auftreten. Sie will das Stück, das sie seit Wochen probt, nicht mehr spielen. Sie will sich nicht mit ihrer Einsamkeit, ihrem körperlichen Zerfall, ihrer Angst vor dem Älterwerden auseinandersetzen: Sie ist eine Frau ohne Familie, ohne enge Freund:innen. Sie blickt zurück auf eine große Karriere, aber sie weiß nicht, ob die kommenden Jahre irgendetwas bereithalten, für das es sich lohnt, morgens aufzustehen.
In HANNAH ZABRISKY TRITT NICHT AUF tobt vor den Türen des Theaters ein Clusterfuck an miteinander verwobenen Problemen: immer schneller eskalierende Kriege und politische Konflikte, abschmelzende Demokratien, Disruption. Hannah will ein neues Skript, eine andere Konfrontation mit sich und der Welt.
von Barbi Marković
In ihrem neusten Text nimmt die Autorin Barbi Marković die Beziehung von drei Schwestern in den Blick. Diese drei stehen einander so nah, dass sie sich gegenseitig bei der kleinsten Bewegung zwangsläufig verletzen. Sie leben eine brutale Beziehung ohne jegliche Filter, ohne Distanz und ohne Selbstkontrolle. Sie spielen ein Strategiespiel. Denn die 3 SCHWESTERN sind untereinander gnadenlos verwandt. «Wie eine Spaghetti auf einem Teller. Du weißt, dass du eine von ihnen bist, kannst aber nicht herausfinden, welche.» Hier tragen starke Frauenfiguren die Kämpfe, Ärgernisse und Freuden des Lebens unter sich aus.
Marković schafft mit ihren Texten einen Spagat: Humorvoll, kurzweilig, leicht und gleichzeitig tiefsinnig, traurig, surreal breiten sich ihre Texte vor uns aus. Sie bringt die banalsten Gewohnheiten scharfsinnig auf den Punkt und entführt uns im selben Zuge in seltsam skurrile Welten.
von Fatima Çalışkan
Vor einem gigantischen Bücherregal, das sich dank Lichtwechsel in eine Late Night Kulisse verwandelt, labert die Künstlerin und gelernte Sozialwissenschaftlerin ungehemmt zurück, verwebt popkulturelle Referenzen und überschreibt Krachts Bestseller mit ihrer Stimme. Sie tariert in ihrem inneren Road-Trip Ärger und Faszination über die männliche Poser-Haltung und das männliche Selbstverständnis aus. Mit ihrer Biografie wird sie als Gegenpol der gutsituierten, männlichen Erzählung aus Westdeutschland sichtbar und rezensiert ihre Arbeit im literarischen Quartett für die Bühne zur Sicherheit einfach selbst.
In ihrer transdisziplinären Arbeit entwickelt Fatima Çalışkan politische Positionen zu Biografie und Zeitgeist mit humorvoll-satirischem Zugriff. Für den Monolog “FASERLAND-BOYS UND ICH. LABERN ÜBER MÄNNERLITERATUR.” knüpft sie an ihre eigene Erfahrung an, von Menschen in unpassende orientalisierte Schubladen gesteckt zu werden und dreht den Spieß nun lustvoll um.
Gordon Kämmerers Serie RuhrBeat – Die vergessene Rapstory ist ab jetzt in der ARD-Mediathek zu sehen. Mit dabei sind prägende Rap-Acts aus über zwei Jahrzehnten Ruhrpott-Hip-Hop: PA Sports, KC Rebell, Miami Yacine, 257ers, TooStrong, Creutzfeld & Jakob, Snaga & Pillath, RAG, Fard, Miksu/Macloud, Ayliva, Tice, Beatzeps, Patina Records, Aysar und viele mehr.
Auf der Bühne ist noch immer Desire von Eugene O’Neill in Darmstadt in der Regie von Gordon zu sehen.
»Es ist eine der radikalsten und damit auch spannendsten 'Wallenstein'-Inszenierungen, die ich gesehen habe«, so Björn Hayer in Deutschlandfunk Kultur. »Gockel findet Bilder und die Bilder stimmen«. Für seinen Wallenstein nimmt sich Jan-Christoph Gockel an den Münchner Kammerspielen siebeneinhalb Stunden. »Und vieles, was in dieser Zeit passiert, ist abermals reines, wunderschönes Theaterglück«, schreibt Egbert Tholl für die Süddeutsche Zeitung. »Gockels Inszenierung führt exemplarisch vor, wie einem Klassiker politische und emotionale Aktualität abgewonnen werden kann. Das braucht Zeit, die sich diese Aufführung auch nimmt. Aber die vergeht letztendlich doch wie im Flug«, fasst Robert Braunmüller seine Eindrücke der Münchner Eröffnung in der Abendzeitung zusammen. Christoph Leibold kürt Jan-Christoph Gockel in Kultur heute zu einem »Meister der Fusion-Küche«. Die Zutaten dieses Abends: »Schauspiel, Figurentheater und Dokudrama, Livemusik und Live-Video. Für seinen Wallenstein hat er sich einen Michelin-Stern verdient.« Zusammengefasst: fahren Sie nach München, für Kulinarisches ist bereits gesorgt und sehen Sie sich diesen Wallen-Meilenstein an!
Insgesamt vier von schaefersphilippen™ vertretene Künstlerinnen sind für den diesjährigen Nestroy-Preis nominiert. Wir drücken sämtliche Daumen. Für die »Beste Regie« ist Marie Schleef nominiert (für ihre Inszenierung »Die Vegetarierin«, Burgtheater), für die »Beste Aufführung im deutschsprachigen Raum« wird Anita Vulesica einmal mehr für einen Nestroy vorgeschlagen, diesmal für ihre Arbeit »Die Maschine oder: Über allen Gipfeln ist Ruh« vom Hamburger Schauspielhaus. In der Kategorie »Beste Bundesländeraufführung« ist Sara Ostertag nominiert (»The Broken Circle«, Landestheater Linz). Nora Abdel-Maksouds Stück JEEPS ist in der Kategorie »Bestes Stück Autor*innen Preis« mit dabei. Mit dem NESTROY-Preis werden seit dem Jahr 2000 herausragende Leistungen an den Wiener und den anderen österreichischen Bühnen ausgezeichnet.
PeterLicht bleibt ein unermüdlicher Chronist unserer Zeit - seine Betrachtungen der Welt gehören in diesen Zeiten mehr denn je auf den Büchertisch. Geradezu prophetisch der Titel seines neuen Buches (Tropen Verlag): »Wir werden alle ganz schön viel ausgehalten haben müssen«. PeterLicht stellt sich den Zumutungen des täglichen Lebens, der grundsätzlichen Un-/Okayheit der Welt, den Mini-Katastrophen und Mega-Details. Was wir wissen: Wo die Realität regiert, hat das Absurde Konjunktur. In den kommenden Tagen kann man den Autor u.a. hier live erleben: 15.10. ARD-Bühne (Frankfurter Buchmesse), 17.10. Lesung Open Books (Frankfurter Buchmesse), 18.10. Harbourfront Festival Hamburg, 19.11. Buchpremiere (Schauspiel Köln und Literaturhaus Köln). Ab Ende Oktober ist PeterLicht dann mit Musik und Lesungen auf Tournee zu sehen, die genauen Termine finden Sie hier.
Yannic Han Biao Federer erzählt im Buch »Für immer seh ich dich wieder« vom Verlust seines Kindes wenige Wochen vor der Geburt. Nun bekommt der Schriftsteller den »Buchpreis Familienroman 2025« der Stiftung Ravensburger Verlag. In der Begründung der Jury heißt es, der hochliterarische Text greife ein gesellschaftliches Tabuthema auf und zeige, wie stark der Zusammenhalt einer Familie sein kann. Ästhetisch sei der Roman bemerkenswert und mit unkonventionellen Mitteln erzählt.
Zudem ist Yannic Han Biao Federer Stipendiat des Vereins Villa Aurora & Thomas Mann House und wird 2026 drei Monate in Los Angeles verbringen.
Wir gratulieren von Herzen!
Die Produktion »Wozzeck« in der Regie von Johan Simons, die in der vergangenen Saison bei Opera Ballet Vlaanderen zu sehen war, ist für einen International Opera Award in der Kategorie Best New Production nominiert. Und noch mehr: Die Produktion wird auch in Peking gezeigt. Es wird das erste Mal sein, daß Alban Bergs »Wozzeck« in China aufgeführt wird. Die International Opera Awards werden am 13. November in der Griechischen Nationaloper in Athen verliehen. Dann wird sich zeigen, ob »Wozzeck« den Titel der besten Neuproduktion des vergangenen Jahres tragen darf.