
»Der beste Lear seit langem«. Richter in Stuttgart
»Das ist der beste Lear, den ich seit langem gesehen habe«, diagnostiziert Christian Kampert auf DLF Kultur.
»Richter nutzt Shakespeares Drama für die Abrechnung mit der Hinterlassenschaft eines sterbenden Vaters und schafft einen großen, komplexen Lear-Abend«, schreibt Verena Großkreutz auf Nachtkritik. »Ihm ist ein großer, sehr komplexer Abend gelungen. Er hat Shakespeares Weltuntergangstragödie modernisiert und auf seine Hauptpersonen reduziert, außerdem eine Rahmenhandlung drumherum gebaut: Die junge Regisseurin Karin Lind übernimmt darin die ›Lear‹-Inszenierung ihres Vaters Thomas Lind, eines berühmten Theaterregisseurs, der nach einem Herzinfarkt nun im Krankenhaus liegt.«
Jürgen Berger findet, daß »Die Art und Weise, wie Falk Richter die Spiellust des Stuttgarter Ensembles stimuliert hat, alleine schon ein Garant für großes Theater« sei. Weiter heißt es in der Schwäbischen Zeitung: »Da ist aber auch der Autor Richter, der Shakespeares Dialoge geschmeidiger für unsere Zeit gemacht und eine Rahmenhandlung erfunden hat, auf dass ein raffinierter Theaterabend daraus werde.«

Die gigantischen Konzerne Always und Never ringen um die Monopolstellung auf dem Markt und um die Erfindung des nächsten innovativen Frauenhygieneartikels. Die CEOs Franka und Bettina wollen die Firma der jeweils anderen aufkaufen und sich gegenseitig an den Kragen. Ihre Kinder buhlen um das Erbe und um die Zuneigung ihrer Mütter, während deren Vertraute, Beraterinnen und Praktikantinnen eigene Karrierechancen wittern. Vielschichtige Intrigen und Affären entspinnen sich, genauso wie unerwartete Allianzen. Inspiriert von popkulturellen Referenzen wie den Filmen The Favourite, Der Teufel trägt Prada oder der Serie Succession untersucht Svenja Viola Bungarten in DER LIEBLING Spielarten von Macht und Solidarität unter Frauen. Was sind die Kosten von Erfolg? Auf welche Weisen arbeiten Frauen am Patriarchat mit? Was macht Macht mit Feminismus, und welche Macht braucht Feminismus? Anita Vulesica inszeniert die Uraufführung am 14. März am Deutschen Theater in Berlin.
von Paula Kläy
Im Haus am Ende der Straße ist gerade eben einer gestorben. Die Anwohnerschaft durchsucht den Nachlass auf Gegenstände, die sie in ihren Besitz nehmen könnte. Die Geschichten und Erinnerungen spinnen sich um die Dinge, laden die Gegenstände mit Bedeutung auf und erschaffen so ein Leben, das es ja nicht mehr gibt und so wahrscheinlich nie gegeben hat. Im Nachlass findet sich auch EIN KLEINER ROBOTERHUND, der ausgesandt wurde von der Firma Afterlife, um sich als Trauerbewältigungshelfer anzubieten. Er führt mit der Anwohnerschaft verschiedene Trauerrituale durch, auf der Suche nach dem wahrhaftigen Gefühl.
«Gigantische Einsamkeit» erzählt vom Umgang mit dem Tod und der Kommerzialisierung von Trauer. Von einer Maschine, die ein Gefühl behauptet und einer Gesellschaft, die um das ihrige ringt.
von Barbi Marković
In ihrem dritten Roman erzählt Barbi Marković die Geschichten von Mini und Miki und ihren Abenteuern im städtischen Alltag. Mini und Miki sind nicht von hier, aber sie bemühen sich, dazuzugehören und alles richtig zu machen. Trotzdem – oder gerade deswegen – werden sie verfolgt von Gefahren und Monstern, von Katastrophen und Schwierigkeiten. Es geht um die großen und kleinen Albträume des Mittelstands, um den Horror des perfekten Familienfrühstücks, um Mobbing am Arbeitsplatz und gescheiterten Urlaub, um den Abgrund, der sich im Alltag öffnet und nicht mehr schließen will. Der Roman »Minihorror« wurde mit dem Preis der Leipziger Buchmesse 2024 ausgezeichnet.
Viel Lob erhält Olga Bach für ihr aktuelles Stück IM FERIENLAGER, das Jessica Glause als Auftrag des Staatstheaters Stuttgart uraufgeführt hat. »IM FERIENLAGER«, so heißt es bei Theater der Zeit, »von Olga Bach ist ein beziehungs- und anspielungsreicher Text, gespickt mit Geschichtsdetails, Film- und Musikzitaten. Die Stärke des Stücks besteht in seiner Fluidität und Mehrdeutigkeit: ein schillerndes Netz aus Schlaglichtern auf die Geschichte, aus Fakten, Gerüchten und blitzartig gestreiften Manifestationen von Psychoterror, Sozialdarwinismus und Gewalt. Bach zeigt subtil und verblüffend, wie vielleicht anfänglich noch nachvollziehbare Ideale sich langsam ins Gegenteil verkehren. Der Text über ein historisches Ferienlager verweist so auch unausgesprochen auf heutige Diskurse über die Erosion demokratischer Strukturen.«
schaefersphilippen ™ vertritt die Aufführungsrechte der Verlage Verbrecher, Dumont und Klett-Cotta. Zum Anfang des neuen Jahres freuen wir uns über die Uraufführung von »22 Bahnen« (am Volkstheater Rostock), dem Debüt der Bestseller-Autorin Caroline Wahl. Mit ihrem Buch landete die Autorin einen vielfach ausgezeichneten Überraschung-Coup. Das Folge-Buch »Windstärke 17« landete folgerichtig direkt auf Platz 1 der Besteller-Liste Belletristik. Am 10. Februar zeigt das Finborough Theatre London die UK-Premiere »The Passenger«, nach dem Roman von Ulrich Alexander Boschwitz. »Der Reisende«, erschienen bei Klett-Cotta, ist immer wieder auf Deutsche Bühnen zu sehen, aktuell beispielsweise am Schauspiel Essen.
Sara Ostertag lässt erneut mit einer außergewöhnlichen Theaterproduktion aufhorchen, diesmal hat sie sich »The Broken Circle« am Landestheater Linz gewidmet. Der 2012 verfilmte Stoff thematisiert die berührende Geschichte eines jungen Paares und ihres unheilbar an Krebs erkrankten Kindes. »An diesem aufwühlenden, sinnlichen Theaterabend in den Linzer Kammerspielen stimmt alles«, schreiben die Oberösterreichischen Nachrichten, und führen weiter aus: »Ostertag inszeniert das Drama … als ein Bild des Schmerzes, der Hilflosigkeit, der Zerschmetterung aller Lebensfreude – und als Einladung zum Gespräch darüber.« Nach stehendem Applaus wird schließlich zur Unterstützung der Kinderkrebshilfe aufgerufen, was die Zeitung ebenfalls kommentiert: »So viel Lebenswirklichkeit im Kunstraum Theater ist verdammt mutig – und eine Wohltat.«
Wir freuen uns über diverse Einladungen zum Theatertreffen. Anita Vulesica fährt erstmals und völlig verdient zum Branchentreffen in die Hauptstadt. Ihre Produktion »Die Maschine oder: über allen Gipfeln ist Ruh« (Schauspielhaus Hamburg) gehört zu den zehn bemerkenswertesten Inszenierungen der Selektion 2025. Kim de l'Horizon ist mit »Blutbuch« (in der Regie von Jan Friedrich) ebenfalls eingeladen (in einer Produktion des Theater Magdeburg). Wilke Weermann, ein Mann vieler Talente, hat das Stück »Double Serpent« ins Deutsche übertragen, die Inszenierung des Staatstheaters Wiesbaden (Regie: Ersan Mondtag) wurde ebenfalls berücksichtigt. Wir gratulieren!
In ihrem Hörspiel »Im Auges des Sturms« läßt uns Maxi Obexer an den Ereignissen des 6. Januar 2021 hautnah teilhaben, und zwar aus der Perspektive der Politiker*innen, die im Inneren des Kapitols so etwas wie eine letzte Bastion der Demokratie bildeten – oder diese einreißen wollten. In kondensierter Form und mit vielen O-Tönen wird dieser existentielle Kampf auf berührende und auch verstörende Weise erlebbar. Nun wurde die Produktion zum Hörspiel des Jahres gewählt und außerdem in die Liste der 100 besten Hörspiele der letzten 100 Jahre aufgenommen! Herzlichen Glückwunsch, Maxi Obexer.
Wir gratulieren Philipp Rosendahl (»Alice« am Staatstheater Cottbus), Helgard Haug (»All right. Good night«, Nachspiel am Theater Lindenhof in Melchingen), Adrian Figueroa (»Draußen vor der Tür«, Düsseldorfer Schauspielhaus) und Kay Voges (»RCE« am Berliner Ensemble) zur Auswahl zum Nachtkritik-Theatertreffen 2025. Ihre oben genannten Inszenierungen zählen zu den 10 ausgewählten Produktionen. An der Abstimmung nahmen 11.001 WählerInnen teil.