
Kinder der Stadt: Debüt-Roman von Olga Bach
Mit ihrem ersten Theatertext DIE VERNICHTUNG wurde Olga Bach 2017 direkt für den Mülheimer Dramatikerpreis nominiert. Nun erscheint mit »Kinder der Stadt« Bachs Roman-Debüt im Verlag Kiepenheuer & Witsch, Köln.
Olga Bach erzählt hier mit leise durchtriebenem Humor und luzidem Blick von drei ungleichen Freund:innen, die durch das Theater zueinanderfinden, von einem scheinbar simplen Auftrag, der grandios zu scheitern droht, und von der emanzipatorischen Kraft der Kunst. Zur Eröffnung eines Museums sollen der Regisseur Orhan und die Dramatikerin Irina eine Performance entwickeln, in der sie sich mit den vielfältigen Identitäten der Berliner Nachwende-Generation auseinandersetzen. Schnell getan, gut bezahlt, denken sie sich. Da die Museumsleitung »Ost-Biografien« vertreten sehen will, bitten sie ihre Freundin Maria, mitzumachen. Als Jugendliche lernten sie sich am Theater kennen, durchstreiften die sich rasant wandelnde Stadt und realisierten erste gemeinsame Projekte – bis zu einer Auftragsarbeit vor sieben Jahren, die alles veränderte.
Beim Schreiben der Texte versucht Irina nun zu verstehen, was damals geschehen ist, zu ordnen und zusammenzuhalten, was ihr in der Gegenwart zu entgleiten droht. Denn während die Eröffnung aufgrund der Pandemie immer wieder verschoben wird, die Museumsleitung mehr und mehr inhaltliche »Vorschläge« macht und ihr exzentrischer Vater das Gedächtnis verliert, bringt die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit lang unterdrückte Konflikte ans Licht.
»Kinder der Stadt« erscheint am 7. September 2023 bei Kiepenheuer & Witsch, Köln.

Zoe und Juri sitzen auf einer rostigen Schaukel auf einer herunterkommenden Brache und überlegen, was sie mit dem langen, vor ihnen liegenden Nachmittag anfangen sollen.
Aus Zoes Idee, zum Horizont zu reisen, entwickelt sich eine rasante Abenteuerreise durch die Wüste bis zum Meer. Doch der Horizont kommt einfach nicht näher. Es ist heiß, Juris Füße tun weh und Zoes unsichtbarer Freund Tomke stänkert auch dauernd herum. Juri will aufgeben, aber ohne ihn kann Zoe auch nicht weiterreisen. Also bauen sie ein Floß und fahren los. Sie träumen davon, endlich anzukommen und über die Linie am Horizont zu balancieren. Doch ihr Traum wird von hochhochaushohen Wellen durchbrochen. Sie kentern und landen im Bauch von einem Wal und glauben, nie mehr herauszukommen …
Mit SCHAUTEL MICH IN DEN HIMMEL ODER DIE REISE ZUM HORIZONT schreibt Andreas Sauter als Solo-Autor sein erstes Kinderstück (für Kinder ab 6 Jahren).
Dirk ist jetzt alt genug, findet seine Mutter, und muss in die Welt hinaus. Ihm macht das Angst: Denn woher soll er wissen, wie das geht – ein gutes Leben führen? Als Gouvernante und Richtschnur gibt ihm seine Mutter deshalb den Chor mit. Die Welt entpuppt sich für Dirk als Backstube, in der Mehlstürme die Sicht vernebeln. Die Gesellen führen hier ein Leben, das von erbarmungslos kapitalistischer Verwertungslogik bestimmt ist. Auch sie wären gerne gute Menschen – aber wie? Ein Chor muss her, nur den kann man ja nicht einfach so im Internet bestellen.
Anne Lepper beschäftigt sich in JUGEND OHNE CHOR sehr humorvoll und poetisch mit dem Erwachsenwerden als Enttäuschung kindlich-naiven Glaubens an Selbstwirksamkeit, Gemeinschaft und ein gutes Leben.
Alfred ist nervös. Sein reicher Onkel hat wieder eine seiner verrückten Ideen: Er will das Resilienz-Startup besichtigen, das Alfred erfunden hat, um den Startup-Fetisch seines Onkels auszunutzen – und das unpraktischer Weise nur auf dem Papier existiert. Jetzt will der Onkel aber plötzlich sehen, in was er da eigentlich investiert. Außerdem hat er Lust, mal wieder ein paar »gesunde« Menschen zu sehen, während alle Welt auf verrückt macht. So bleibt Alfred und seinem Love Interest Friederiken nichts anderes übrig, als die Pension SchöllerInn, die Friederikens schwelgender Onkel zum Erproben von Gruppenerlebnissen betreibt, Alfreds Onkel als Resilienz-Retreat zu verkaufen.
Nele Stuhler und Jan Koslowski nehmen uns in ihrer neuen Komödie PENSION SCHÖLLERINN! mit auf ein aberwitziges Diskurskarussell im Schleudergang einer Gesellschaft, die sich die Frage stellen muss, wer eigentlich gesund und wer krank ist.
Bettina Weber hat in der Deutschen Bühne ein wunderbares Portrait über Wilke Weermann geschrieben, jetzt auch online lesbar: Ein Überblick über Weermann Stücke und Inszenierungen, über Nietzsche, Science-Fiction, Lippensynchronisation und Grusel.
»Die große Bühne für Weermann, es ist wohl an der Zeit.«
Der Deutsche Theaterpreis DER FAUST ehrt herausragende künstlerische Leistungen, die die Vielfalt der Theaterlandschaft in Deutschland widerspiegeln. Michael von zur Mühlen ist in der Kategorie „Ton & Medien“ für für OPERA – A FUTURE GAME nominiert.
Das Stück ALL RIGHT. GOOD NIGHT. von Helgard Haug wurde nicht nur zum Berliner Theatertreffen 2022 eingeladen und für den Mülheimer Dramatikerpreis nominiert sondern auch von Theater Heute zur «Inszenierung des Jahres» erklärt. Nun erscheint ALL RIGHT. GOOD NIGHT. als Prosadebüt einer der prägendsten Stimmen des deutschsprachigen Theaters bei Rowohlt Hamburg. Als im März 2014 ein Flugzeug auf dem Weg von Kuala Lumpur nach Peking plötzlich vom Radar verschwindet, hat für Helgard Haug der Abschied vom Vater gerade begonnen. Sein Gedächtnis wird unzuverlässig, die Orientierung immer schwieriger, der ehedem wortmächtige Mann versinkt, er driftet ab – wie, ungefähr zur selben Zeit, die MH 370 mit 239 Passagieren an Bord im Meer. Über einen Zeitraum von acht Jahren zeichnet Helgard Haug das Verschwinden, die Suche und das Ringen mit der Ungewissheit nach, verknüpft sie die eigene Erfahrung mit der Trauerarbeit der Hinterbliebenen des Unglücksflugs. Ein Buch, das berührt und erhellt, wie persönlicher Verlust und das Leiden anderer zusammengehen.
Im Erfolgsstück HÄNSEL & GRETA & THE BIG BAD WITCH für Bühnen Bern ergründet Kim de l’Horizon die Angst der jungen Generation um den Zustand der Welt. Sprachlich zwischen Grimm und Drag wuchernd, beschwören die Märchenfiguren die rettende Vereinigung von Natur und Mensch herauf. Das Stück wurde im Juli 2023 mit dem Berner Literaturpreis ausgezeichnet.
Herzlichen Glückwunsch!
Mit Premiere zum 28. Juli zeigten die diesjährigen Salzburger Festspiele mit »Nathan der Weise« die aktuelle Arbeit von Ulrich Rasche (Regie und Bühne). Die Produktion fand ein breites Presse-Echo, unter anderem in der New York Times: »Also narcotic and stark, but in a more maximalist mode, was Nathan the Wise, one of the festival's spoken theatre productions and the most exciting directorial work I saw in Salzburg. It was staged in darkly industrial style by Ulrich Rasche on one of his characteristic turnable stages, over which his actors ceaselessly walk - rhythmically swaying into slowly shifting configurations, while hurling out their lines with stylized aggression. The showmanship, the physical virtuosity, the intensity and clarity of the text have all been hard to forget.« Rasche war zuletzt mit »Die Perser« (eine Koproduktion mit dem Schauspiel Frankfurt) in Salzburg zu sehen. Für seine damalige Inszenierung wurde ihm 2018 der Nestroy-Preis für die ›beste Aufführung im deutschsprachigen Raum‹ zugesprochen.
Der Tabori-Preis, die höchste bundesweite Auszeichnung für Künstler*innen der Freien Szene, geht 2023 an Hofmann&Lindholm. In ihrer Begründung zur Verleihung des mit 25.000 EUR dotierten Preises schreibt die Jury: Hofmann&Lindholm ist es "gelungen, eine völlig neue Herangehensweise an das Feld der performativen Künste zu etablieren und ein teils dokumentarisches Format zu prägen, für das es noch keinen Begriff gibt und vielleicht auch nicht geben kann, außer Hofmann&Lindholm." Ganz herzlichen Glückwunsch!