Wilke Weermann kehrt nach Frankfurt zurück
Vor zwei Jahren schrieb und inszenierte Wilke Weermann im Auftrag des Schauspiel Frankfurt sein Stück UNHEIM , das dort zu einem großen Erfolg avancierte - und auch weit über die Grenzen Frankfurts wahrgenommen wurde. Mittlerweile und zukünftig inszeniert der junge Regisseur und Autor auch an anderen größeren Häusern, zum Beispiel am Deutschen Theater Berlin, Schauspiel Leipzig und am Staatstheater Stuttgart.
Mit ALLE ZEIT DER WELT schließt Weermann an seine erste Arbeit in Frankfurt an. Er hat das Stück erneut selber geschrieben und inszeniert es nun für die Premiere am 20. September in den Frankfurter Kammerspielen.
Wilke Weermanns Theaterarbeiten verbinden spielerisch philosophische Fragen unserer Gegenwart mit Science-Fiction, Horror und Thriller. Sein aktuelles Stück führt uns in eine Zukunft, in der Zeitreisen möglich sind, und zugleich an einen Punkt in der jüngeren Vergangenheit, an dem viele das Ende der Zeit befürchteten: Es ist der 31.12.1999, nachts. Im Aufenthaltsraum der Pension Schwartz flackert plötzlich ein bläuliches Licht. Eine Gestalt materialisiert sich…
Es spielen Tanja Merlin Graf, Katharina Linder, André Meyer, Annie Nowak, Sebastian Reiß und Wolfgang Vogler.
In dieser Spielzeit sind weitere Arbeiten von Wilke Weermann am Theater Aachen, Theater Münster, E.T.A. Hofmann Theater Bamberg und am Staatstheater Stuttgart zu sehen.
In Bungartens drittem Stück MARIA MAGDA trifft Horror auf Diskurs. Maria ist eine Schläferin und wird von ihren verzweifelten Eltern auf ein Kloster-Internat für schwer erziehbare Mädchen geschickt. Es heißt im Kloster der Magdalenerinnen sei einst der Hexenjäger Heinrich Kramer bei lebendigem Leibe verbrannt worden. Es heißt sein Geist geht um. Oder ist es doch der heilige Geist höchstpersönlich? Erst vor zwei Monaten ist ein Mädchen verschwunden. Das Mädchen, in dessen Bett nun Maria schlafen soll. Was verheimlicht ihre neue Zimmernachbarin Magda, welche verborgenen Kräfte schlummern in ihrer Freundin Hildie und was summt die Oberschwester Mutter Väterin nachts allein auf dem Gang vor sich hin? Wer ist hier Hexe und wer ist Nonne? War die unbefleckte Empfängnis in Wirklichkeit eine Vergewaltigung? Und ist Gott eigentlich ein Hund namens Chayenne? In MARIA MAGDA dekonstruiert Bungarten schonungslos misogyne, antifeministische und ausbeutende Erzählungen von Weiblichkeit und Sexualität. Dieses Stück ist ein Gewaltakt und eine Persiflage auf das Patriarchat.
von Falk Richter
Ist das alles hier ein seltsamer Albtraum? Sehen wir Figuren in einem therapeutischen Rollenspiel? Oder sollte das alles am Ende vielleicht doch die Wirklichkeit sein? Etwas ist faul in diesem »bad kingdom« der Gegenwart. Seine Bewohnerinnen und Bewohner sind verunsicherte Menschen in einer großen Stadt. Sie fragen sich, wie sie umgehen sollen mit dem Gefühl, inmitten einander sich immer schneller überlagernder Krisen allmählich den Boden unter den Füßen zu verlieren. Sie suchen nach Wegen aus ihrer Einsamkeit oder schrecken zurück vor zu viel Nähe. Sie fragen sich, wie sie in ihren verwirrenden Beziehungen und Freundschaften, die sie führen oder gerne führen würden, Sicherheit und eine Zukunftsperspektive finden können.
von Paula Kläy
Im Haus am Ende der Straße ist gerade eben einer gestorben. Die Anwohnerschaft durchsucht den Nachlass auf Gegenstände, die sie in ihren Besitz nehmen könnte. Die Geschichten und Erinnerungen spinnen sich um die Dinge, laden die Gegenstände mit Bedeutung auf und erschaffen so ein Leben, das es nicht mehr gibt und so wahrscheinlich nie gegeben hat. Im Nachlass findet sich auch EIN KLEINER ROBOTERHUND, der ausgesandt wurde von der Firma Afterlife, um sich als Trauerbewältigungshelfer anzubieten. Er führt mit der Anwohnerschaft verschiedene Trauerrituale durch, auf der Suche nach dem wahrhaftigen Gefühl in der gigantischen Einsamkeit.
In diesen Wochen feiert schaefersphilippen das fünfzehnjährige Bestehen. Ab sofort geht es für uns mit folgenden Premieren in die 16. Spielzeit: Ulrich Rasche und Annika Lu (Kostüm) am Schauspielhaus Bochum (WARTEN AUF GODOT, 6.9.2024), Falk Richter (KING LEAR, 7.9.2024, Dramaten, Stockholm), Kay Voges (BULLET TIME, 7.9.2024, Volkstheater Wien), Paula Kläy (GRAUSAME GESTALTEN, 13.9.2024, Saarländisches Staatstheater), Constanza Macras und Slavna Martinovic (Kostüm) an der Volksbühne (THE CATALOGUE, 19.9.2024), Jan-Christoph Gockel und Julia Kurzweg (Bühne) am Schauspiel Frankfurt (FAUST 1 & 2, 19.9.2024), Wilke Weermann (Schauspiel Frankfurt, 20.9.2024), Lucia Bihler (THE LOBSTER, 26.9.2024, Volkstheater München), Nis-Momme Stockmann (DIE ROTE MÜHLE, 26.9.2024, Staatstheater Karlsruhe), Lily Sykes und Jelena Nagorni (Bühne) mit WINTERMÄRCHEN (27.9.2024, Staatsschauspiel Dresden), Johan Simons und Eva Veronika Born (Bühne) in Bochum (EINES LANGEN TAGES REISE IN DIE NACHT, 27.9.2024) sowie Ersan Mondtag, gemeinsam mit Beni Brachtel (Musik) und Wilke Weermann (Übersetzung) am Staatstheater Wiesbaden (DOUBLE SERPENT am 29.9.2024).
Silvia Stammen bezeichnet Nora Abdel-Maksoud auf Nachtkritik als »Queen of Social Comedy, die Maßstäbe setzt«. Tatsächlich ist Abdel-Maksouds JEEPS zwei Jahre nach Uraufführung bereits an mehr als 30 Theatern nachgespielt worden! Jetzt folgte mit DOPING das neue Stück der Autorin und Regisseurin an den Münchner Kammerspielen. DOPING »strotzt vor klugem Witz, immenser Fakten- und Gedankendichte und hat immer eine intellektuelle Flughöhe, die es über alle Slapstick-Fallen hinwegsausen lässt« meint Christiane Lutz in der Süddeutschen Zeitung. »Im Grunde ist es klassisches, engagiertes politisches Kabarett, wie es früher in München etwa auf der Bühne der legendären Lach- und Schießgesellschaft gezeigt wurde, was Abdel-Maksoud da zeigt. Nur ist es virtuos beschleunigt und wird von einem Ensemble teils wirklich grandios lustiger, professioneller Schauspielerinnen und Schauspieler dargeboten, unter denen Wiebke Puls der Star ist« schreibt Wolfgang Höbel für den Spiegel. Eine »schrille Farce«, »im Grunde Boulevard pur« sieht Michael Laages vom Deutschlandfunk. »Aber, und das ist das Kunststück der Autorin, die wüste Klamotte dockt immer wieder an am Diskurs. Diese Mischung ist ziemlich einzigartig und ungemein publikumswirksam. Ein krachender Komödienknüller ist 'Doping.« In der Abendzeitung heißt es über den Abend: »Je wütender die 41-jährige Theatermacherin über das wird, was sie schreibt, desto lustiger werden ihre Texte und desto aufgedrehter, lauter und schneller geraten ihre Inszenierungen. Was oft aussieht wie tumultuöse Klamotte, ist hochpräzise Komödiantik mit viel virtuosem Slapstick.« Stefan Merki sei »umwerfend witzig«, Wiebke Puls entfalte »eine Komik der Premiumklasse«.
Yevgen Bondarskyy und Ayşe Güvendiren erhalten den Dr. Otto Kasten-Preis 2024, den der Vorstand der Intendant:innengruppe im Deutschen Bühnenverein in Zusammenarbeit mit der Dr. Otto Kasten-Stiftung an herausragende junge Theatermacher:innen vergibt. Bondarskyy und Güvendiren erhalten jeweils 5000 Euro Preisgeld. Der Dr. Otto Kasten-Preis 2024 wird mit dem Schwerpunkt ERINNERUNGSKULTUR & POLITISCHE BILDUNG vergeben, heißt es in der Presseaussendung des Bühnenvereins. Ayşe Güvendiren zeige vor allem dokumentarische Theaterarbeiten, die »meist das Ergebnis aufwendiger, langwieriger und präziser Rechercheprozesse« seien. Die Theatermacherin schaffe »Gedenkanlässe bzw. Erinnerungsräume für jene Menschen, deren persönliche Geschichten in der Geschichtsschreibung dieses Landes oft keine oder kaum Beachtung finden«. Als markante Arbeit gilt den Preisgebern der Recherche-Theaterabend »Als wäre es gestern gewesen«, der 2023 am Nationaltheater Mannheim, in dem Angehörige von Opfern rechter wie auch staatlicher Gewalt »neben ihren persönlichen Erzählungen auch Lieder« beisteuerten, »die für die Verstorbenen eine besondere Bedeutung hatten oder den Angehörigen Trost spendeten«. Wir gratulieren!
In Koproduktion zwischen dem Residenztheater und den Salzburger Festspielen entstand über den Sommer mit »Sternstunden der Menschheit« eine neue Produktion von Thom Luz, die im Juli ihre Premiere bei den Festspielen in Salzburg feierte. Die Arbeit wird im Herbst, voraussichtlich mit Premiere zum 19. Oktober, ins Münchner Repertoire übernommen.