THE SILENCE: »Das eindrucksvollste Solo der Schaubühne seit 2011. Mindestens.«

Falk Richter ist zurück an der Schaubühne. Und wie!

Christian Rakow zeigt sich auf Nachtkritik tief beeindruckt: »Falk Richter ist etwas gelungen, das die wenigsten Protagonisten der Postmoderne, die im Theater der 1990er aufgebrochen sind, geschafft haben: die Mittel der offenen Erzählweise, der unablässigen Brechungen, des ›Cool Fun‹ mit einer ganz eigenen Aufrichtigkeit und Direktheit zu verbinden, den Schleier der Zeichen einzureißen, die Berührung des Realen spüren zu lassen. Nicht erst heute, aber heute wie an seinen besten Tagen. Und mit Dimitrij Schaad hat Richter den idealen Mann für sein Projekt. Es ist das eindrucksvollste Solo der Schaubühne seit Lars Eidingers Goya-Abend mit Rodrigo Garcia 2011. Mindestens.«

Mit THE SILENCE gelingt Falk Richter sein wohl persönlichstes Stück. Eine Reise in die Vergangenheit führt ihn zurück in sein Elternhaus, das er vor über 30 Jahren nach seinem Coming-out verlassen hat. Der Vater starb, ohne dass eine Versöhnung mit seinem Sohn stattgefunden hätte, doch der Sohn will endlich das Schweigen brechen, das an diesem Ort herrschte. Er beginnt ein Gespräch mit seiner Mutter, das ihn in die Hölle ihrer beider Jugend, seiner und der seiner Mutter, zurückversetzt. Diese Reise in die Abgründe der westdeutschen Gesellschaft, die von der Nachkriegszeit bis heute reicht, offenbart eine anhaltende Geschichte von Gewalt und Härte, die eine menschlichere, gewählte Zukunft unmöglich macht. 

The Silence

von Falk Richter

Für sein autofiktionales Stück THE SILENCE geht Falk Richter zurück in die eigene Familiengeschichte. Sein Vater verstarb, ohne dass eine versöhnliche Aussprache mit dem Sohn stattfinden konnte. Im Dialog mit seiner Mutter nimmt er jahrzehntelang nicht ausgesprochene Wahrheiten, verdrängte Geheimnisse und unaufgearbeitete Traumata in den Blick, die ihn bis zum gegenwärtigen Tag nicht in Ruhe lassen.
Die Auseinandersetzung von Mutter und Sohn wird zu einer Reise in die Abgründe der westdeutschen bürgerlichen Gesellschaft von der Nachkriegszeit bis in die Gegenwart.

Der Reisende

von Ulrich Alexander Boschwitz

Der jüdische Kaufmann Otto Silbermann, ein angesehenes Mitglied der Gesellschaft, wird in Folge der Novemberpogrome aus seiner Wohnung vertrieben und um sein Geschäft gebracht. Mit einer Aktentasche voll Geld, das er vor den Häschern des Naziregimes retten konnte, reist er ziellos umher. Zunächst glaubt er noch, ins Ausland fliehen zu können. Sein Versuch, illegal die Grenze zu überqueren, scheitert jedoch. Also nimmt DER REISENDE Zuflucht in der Reichsbahn, verbringt seine Tage in Zügen, auf Bahnsteigen, in Bahnhofsrestaurants. Er trifft auf Flüchtlinge und Nazis, auf gute wie auf schlechte Menschen.

Oberland

von Paula Kläy

Viktoria kehrt zu ihrer Familie ins Berner Oberland zurück.
Zu Mutter, Schwester, Sohnemann, Onkel, Franz, zu 91 Skiliften und 230 Pistenkilometern Einsamkeit.
Langsam fächert sich der Schmerz der Daheimgebliebenen und der Zurückgekehrten auf. OBERLAND erzählt von Gebirgsketten so hoch, daß dahinter kein Horizont mehr wartet, und dem Unvermögen der Figuren, ihrem eigenen Schicksal zu entfliehen. Weil nach dem Après Ski, da wartet nur noch, da wartet nur noch –

 

Neuigkeiten
Kurt-Hübner-Regiepreis an Wilke Weermann

Der Kurt-Hübner-Regiepreis geht in diesem Jahr an Wilke Weermann, wie der Magistrat der Stadt Bensheim und die Deutsche Akademie der Darstellenden Künste bekanntgeben. Weermann erhält die Auszeichnung für UNHEIM. Wir schließen uns der Jurorin Rita Thiele an, die sagt: »Wilke Weermann gelingt mit seiner urkomischen Dystopie ein durchaus gegenwärtiges Stück über Gefahren der Digitalisierung. Seine Inszenierung zeigt darüber hinaus, wie überaus virtuos er mit den Mitteln des analogen Mediums Theater umzugehen weiß. Wobei diese niemals das großartige Spielerensemble in den Hintergrund drängen, mit dem Wilke Weermann offensichtlich mit viel Spiellust am Detail gearbeitet hat.«

Deutscher Theaterpreis an Michael von zur Mühlen

Am Samstagabend wurden am Thalia Theater Hamburg die diesjährigen Preisträger*innen des Deutschen Theaterpreises DER FAUST 2023 ausgezeichnet. In der Kategorie Ton und Medien erhielt Michael von zur Mühlen (Regie und Game Design) den FAUST-Preis für »Opera - A Future Game«, Next Level - Festival for Games.
Herzlichen Glückwunsch!

Minihorror von Barbi Markovic

Gleichzeitig zur Erscheinung des neuen Romans MINIHORROR von Barbi Markovic zeigt das Werk X die UA – und Clemens Setz schreibt in Der Zeit: »Barbi Marković ist eine Meisterin der elektrisierend neuen Verwendung bekannter Genre-Elemente, vergleichbar etwa mit den Werken von George Saunders oder Karen Russell.«

»Ich lebe« – Statement der Regisseurin Sapir Heller

Die Regisseurin Sapir Heller ist in Israel geboren und aufgewachsen, seit 2008 lebt sie in Deutschland. In einem persönlichen Beitrag für die Deutsche Bühne beschreibt sie ihre Ohnmacht nach den Massakern der Hamas in Israel.

Malte Jelden übernimmt Leitung der Otto Falckenberg Schule

Malte Jelden wird zum Schuljahr 2024/25 neuer Leiter der Otto Falckenberg Schule in München.  2007 bis 2013 war er Dramaturg an den Münchner Kammerspielen unter den Intendanzen von Frank Baumbauer und Johan Simons. Mit Björn Bicker entwickelte er zahlreiche Stadtraum-Projekte, unter anderem für die Ruhrtriennale 2016. Jelden arbeitete unter anderem für das Schauspiel Stuttgart, das Deutsche Schauspielhaus Hamburg, das Schauspielhaus Bochum und das Theater Neumarkt in Zürich.

Wie man nach einem Massaker menschlich bleibt ...

»Wie man nach einem Massaker humanistisch bleibt in 17 Schritten« entstand als unmittelbare Reaktion auf die terroristischen Anschläge der Hamas auf Israel. Die in Israel geborene Autorin und Dramaturgin Maya Arad Yasur beschreibt die Verpflichtung, menschlich zu bleiben, aber auch die Unmöglichkeit zu relativieren. Jeder Schritt endet mit der Aussage: »Auch auf der anderen Seite der Grenze gibt es Mütter.« Sapir Heller wird diese szenische Lesung inszenieren. Am 19. November zeigt das LTT Tübingen den Abend, am 21. November ist die Lesung ans Staatstheater nach Darmstadt eingeladen. Weitere Veranstaltungen sind in Frankfurt, Bremen, Oberhausen Wien, Stuttgart und Mannheim geplant.