
Marie Schleef und Thom Luz in Hamburg
Ende Februar feierte erst Thom Luz mit DIE ACHT OKTAVHEFTE und einen Tag später Marie Schleef mit THE MUSHROOM QUEEN Uraufführung am Schauspielhaus Hamburg: »Zwei hollywoodreife Theaterpremieren«, wie die Süddeutsche Zeitung festhält.
Der Kafka-Abend von Thom Luz sei, so weiter die SZ, »eine Art rückwärtslaufende Explosion mit Musik, in der die vielen Bestandteile aus tollen Sätzen, architektonischen Verweisen, surrealen Einfällen und hilflosen Ausweichmanövern in einem Moment implodieren.« Auch die nachtkritik sieht einen wunderbaren Abend: »Der große Atmosphären-Erschaffer Thom Luz transformiert die Texte der Sammlung in ein verdichtetes Gesamtkunstwerk. Es ist traumwandlerisch schön und verstörend. […] Und das ist so schön, dass man es am liebsten gleich nochmal sähe – nur um sich noch etwas tiefer darin zu verlaufen und beim nächsten Mal vielleicht sogar noch etwas weniger zu verstehen.«
Einen Tag später zeigt Marie Schleef ein »fantastisch-sinnliches Spiel mit Heteronormativen und Beziehungsmustern«, ausgehend von der Kurgeschichte THE MUSHROOM QUEEN von Liz Ziemska. Nachtkritik resümiert: »Ein fantastischer Abend, eine irre Geschichte, ein sinnlicher Angriff auf unsere alltägliche Oberfläche!« Das Hamburger Abendblatt ist ebenso fasziniert vom Abends: »was die junge Regisseurin Marie Schleef daraus im Malersaal des Schauspielhauses zaubert, ist eine ästhetisch höchst eigenwillige, fast wortlose Kunst-Installation. Alles läuft über Mimik und eine sehr präzise entschleunigte Bewegungs-Choreografie. Marie Schleef beherrscht ihre Mittel aus Spiel, Film, Video und Musik mit sicherer Hand, vor allem aber schafft sie in der tiefen Durchdringung der unbewussten Sehnsüchte der Frau wie auch des Pilz-Wesens ein Gesamtkunstwerk.«

von Andreas Sauter
Eine weite Landschaft.
Eine Lichtung. Ein Wald. Eine Wiese. Eine ferne Zukunft?
Eine Frau zwischen den Zeiten, im Davor und im Jetzt.
Bilder eingebrannt auf ihrer Netzhaut. In sie hinein fallen Erinnerungen, Bilder, Fragmente. Ein Revue-Passieren ihres Lebens vor dem Tod, während sie hofft, endlich aufzuwachen und den tropfenden Wasserhahn in ihrer Küche zu hören.
SCHWEMMHOLZ ist eine mäandrierende Annäherung an die Welt, an ihre Schönheit und unseren Umgang mit ihr. Ist ein Aufschrei, ein Versuch, die Male der Zeit in Bildern zu fassen. Ein Nachdenken über Vergangenes und Nicht-Getanes, über Hoffnung und Illusion.
In diesem Jahr wurde Maxi Obexer mit dem Alice Salomon Poetik-Preis ausgezeichnet. Wir haben das zum Anlaß genommen, dieser besonderen literarischen Aktivistin einen Text zu widmen, der den Blick schweifen läßt über die interessante Landschaft ihres Wirkens als Autorin, Lehrende und politisch engagierte Künstlerin. Die Jury begründet ihre Entscheidung für Maxi Obexer unter anderem damit, daß sie »inspirierend unkonventionell schreibt und dabei stets brennende soziale Fragen angeht wie Flucht, Migration, Gewalt, Unterdrückung, ökologische Themen, das Mensch-Tier-Verhältnis. Im Grunde geht es bei all diesen Themen aber immer um Liebe, um Bezugnahme auf andere und anderes oder eben deren Fehlen in einer zu kalten Welt.« In Obexers Schaffen war das Theater immer ein politischer Ort, und sie bekundet mit ihren Texten ein ums andere Mal den Glauben an dessen politisch-literarische Relevanz. Heute mehr denn je braucht es solche Künstler*innen und Werke. Herzlichen Glückwunsch, Maxi Obexer!
Eine Normalfamilie, irgendwo im ländlichen Raum. Die Eltern Zahnärzt:innen von unsicherem Wohlstand und einem Familienglück, das alsbald bröckeln wird: Erst fällt der Vater aus, »Nervenzusammenbruch«, sagt die Mutter. Dann geht die Praxis pleite – und die Ehe in die Brüche. Die Zwillingstöchter teilen sich mit den Eltern auf, verbringen fortan ungleiche Leben. Und in diese private Katastrophe schwappt, wie beiläufig, ständig die Erderwämung hinein.
Der Text gewann den Else Lasker-Schüler-Stückepreis und ist noch frei zur Uraufführung.
von Michael von zur Mühlen ist für den A MAZE Award 2023 nominiert. Die Arbeit wird vom 11. - 13.5 s im Silent Green in Berlin ausgestellt. Vom 24.3. bis 7.5. ist die Arbeit im Rahmen der Dresdner Tage für zeitgenössische Musik auf Hellerau zu sehen und anschließend in Leipzig vom 1.- 11.6.
Erst kürzlich wurde Ulrich Rasche bei den Oper! Awards als bester Bühnenbildner des Jahres ausgezeichnet. Nun erhält er auch den mit 10.000 EUR dotierten Hein-Heckroth-Bühnenbildpreis 2023. In der Begründung des vorigen Preisträgers Olaf Altmann heißt es: »Ulrich Rasche hat eine vollkommen neue, tiefgründige, intensive und zugleich spektakulär überwältigende Theatersprache erschaffen. Unabdingbar für diese Theatererfindung sind seine Räume, zwingend dem Geschehen auf der Bühne zugeeignet und durch kein anderes Bühnenbild ersetzbar.« Herzlichen Glückwunsch!
Mit »Gier« von Sarah Kane zeigt das Schauspielhaus Zürich Christopher Rüpings jüngste Arbeit. Eva Veronica Born hat an der Oper Basel erstmals mit der Regisseurin Caterina Cianfarini zusammengearbeitet und ihr für die Produktion »Persona« ein Bühnenbild entworfen. Am Schauspiel Hannover ist mit CAFÉ POPULAIRE eines der Erfolgsstücke von Nora Abdel-Maksoud im Spielplan. Marie Roth und Marlene Lockemann haben am Schauspielhaus Bochum (»Blank«) und Schauspiel Frankfurt (»Mein Lieblingstier heisst Winter«) das Bühnenbild übernommen, während Kathi Maurer für Philipp Stölzls aktuelle Arbeit am Residenztheater München (»James Brown trug Lockenwickler«) die Kostüme entworfen hat. Jessica Glause hat unter dem Titel »Anti War Woman» ein neues Stück für die Münchner Kammerspiele entwickelt, das sie mit Premiere zum 1. April selber inszeniert.
Unsere herzlichen und stolzen Glückwünsche gehen an die drei PreisträgerInnen aus unseren Reihen, die bei den diesjährigen Oper Awards! ausgezeichnet wurden. Bei der grossen Gala-Veranstaltung in der Oper Dortmund wurde Ulrich Rasche zum »Bühnenbildner des Jahres« gewählt - er erhält die Auszeichnung für seine Elektra-Inszenierung an der Oper in Genf. Ersan Mondtag und Annika Lu teilen sich den Titel »KostümbildnerIn des Jahres« für ihre fulminanten Kostüme in der Produktion »Antikrist«(Deutsche Oper, Berlin).
Mit einem prächtig aufgelegten John Malkovich in der Hauptrolle wendet sich »Seneca - On the creation of Earthquakes« als schwarze Komödie den letzten Tage des antiken Philosophen Lucius Annaeus Seneca zu. Seneca scheitert an seinen eigenen philosophischen Grundsätzen, als sein ehemaliger Schüler Nero ihn aus Überdruss zum Selbstmord zwingt. Ersan Mondtag inszeniert in dem prominent besetzten Film (u.a. ,it Geraldine Chaplin, Louis Hofmann, Lilith Stangenberg) das Theaterstück ›Thyestes‹ vor antiken Kulissen. Der Film wird bei der diesjährigen Berlinale vorgestellt.
Die Frankfurter Crossover-Produktion »10 Odd Emotions« (Saar Magal und Slavna Martinovic) wurde von Publikum und Presse begeistert aufgenommen. Nun zeigt sich auch 3sat in diesem kurzen Beitrag sehr angetan: »virtuos und komplex«.