Spitzenreiterinnen in Kassel und München

Innerhalb von 8 Tagen gab es gleich zwei Premieren des Romans SPITZENREITERINNEN von Jovana Reisinger: am 21. Mai in Kassel die Uraufführung und am 28. Mai am Residenztheater in München. Beide Vorstellungen wurden von der Kritik und starkem Applaus gelobt und können doch unterschiedlicher nicht sein; ein gelungenes Beispiel, wie unterschiedliche Inszenierungen die Kontur eines Stoffes schärfen können. Die neun Frauenfiguren in Kassel »stecken in farblosen, also weißen, gesteppten, formlosen Gewändern und tragen putzige Käppchen, die nicht rot sind, sondern ebenfalls weiß.[...] Anti-Heldinnen aus Jovana Reisingers gleichnamigem fulminantem Roman, der 2021 erschien und einen ganz eigenen Sound hat: genau beobachtend, bitter sezierend, ironisch, böse, erschütternd und witzig. Die Spitzenreiterinnen sind unbequem, laut, schrill, albern, lustig und kompromisslos.« 

Für die Münchner Fassung schrieb Jovana Reisinger gemeinsam mit der Regisseurin Yana Eva Thönnes die Fassung: Das »Knaller-Ensemble« spiele mühelos auf der Grenze zwischen Komödie und Drama, schreibt die Süddeutsche Zeitung; Die Produktion habe alles, was zu einem perfekten Theaterabend gehöre, schreibt die Abendzeitung: »exzellent gespielte gegenwärtige Figuren mit heutigen und durchaus nicht abgehobenen Problemen, die ohne Überheblichkeit dargestellt werden, eine unterhaltsame Leichtigkeit und ein Bewusstsein für ungelöste Probleme in wohl jeder Partnerschaft«.

Mitte Juni folgt die letzte Uraufführung dieser Spielzeit und die zweite von Anne Lepper: JUGEND OHNE CHOR wird am Staatstheater Darmstadt am 16. Juni in der Regie von Eva Lange gezeigt. 

SCHWEMMHOLZ

von Andreas Sauter

Eine weite Landschaft.
Eine Lichtung. Ein Wald. Eine Wiese. Eine ferne Zukunft?
Eine Frau zwischen den Zeiten, im Davor und im Jetzt.
Bilder eingebrannt auf ihrer Netzhaut. In sie hinein fallen Erinnerungen, Bilder, Fragmente. Ein Revue-Passieren ihres Lebens vor dem Tod, während sie hofft, endlich aufzuwachen und den tropfenden Wasserhahn in ihrer Küche zu hören.
SCHWEMMHOLZ ist eine mäandrierende Annäherung an die Welt, an ihre Schönheit und unseren Umgang mit ihr. Ist ein Aufschrei, ein Versuch, die Male der Zeit in Bildern zu fassen. Ein Nachdenken über Vergangenes und Nicht-Getanes, über Hoffnung und Illusion.

Maxi Obexer – vom Politischen ins Poetische

In diesem Jahr wurde Maxi Obexer mit dem Alice Salomon Poetik-Preis ausgezeichnet. Wir haben das zum Anlaß genommen, dieser besonderen literarischen Aktivistin einen Text zu widmen, der den Blick schweifen läßt über die interessante Landschaft ihres Wirkens als Autorin, Lehrende und politisch engagierte Künstlerin. Die Jury begründet ihre Entscheidung für Maxi Obexer unter anderem damit, daß sie »inspirierend unkonventionell schreibt und dabei stets brennende soziale Fragen angeht wie Flucht, Migration, Gewalt, Unterdrückung, ökologische Themen, das Mensch-Tier-Verhältnis. Im Grunde geht es bei all diesen Themen aber immer um Liebe, um Bezugnahme auf andere und anderes oder eben deren Fehlen in einer zu kalten Welt.« In Obexers Schaffen war das Theater immer ein politischer Ort, und sie bekundet mit ihren Texten ein ums andere Mal den Glauben an dessen politisch-literarische Relevanz. Heute mehr denn je braucht es solche Künstler*innen und Werke. Herzlichen Glückwunsch, Maxi Obexer!

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DIE ZUKÜNFTIGE

von Svenja Viola Bungarten

Eine Normalfamilie, irgendwo im ländlichen Raum. Die Eltern Zahnärzt:innen von unsicherem Wohlstand und einem Familienglück, das alsbald bröckeln wird: Erst fällt der Vater aus, »Nervenzusammenbruch«, sagt die Mutter. Dann geht die Praxis pleite – und die Ehe in die Brüche. Die Zwillingstöchter teilen sich mit den Eltern auf, verbringen fortan ungleiche Leben. Und in diese private Katastrophe schwappt, wie beiläufig, ständig die Erderwämung hinein.

Der Text gewann den Else Lasker-Schüler-Stückepreis und ist noch frei zur Uraufführung.

Neuigkeiten
Tabori-Preis für Hofmann&Lindholm

Der Tabori-Preis, die höchste bundesweite Auszeichnung für Künstler*innen der Freien Szene, geht 2023 an Hofmann&Lindholm. In ihrer Begründung zur Verleihung des mit 25.000 EUR dotierten Preises schreibt die Jury: Hofmann&Lindholm ist es "gelungen, eine völlig neue Herangehensweise an das Feld der performativen Künste zu etablieren und ein teils dokumentarisches Format zu prägen, für das es noch keinen Begriff gibt und vielleicht auch nicht geben kann, außer Hofmann&Lindholm." Ganz herzlichen Glückwunsch!

Hermann-Sudermann-Preis für Kim de l´Horizon

Die Hermann Sudermann Stiftung verleiht Kim de l'Horizon für das Schauspiel HÄNSEL & GRETA &THE BIG BAD WITCH – EINE WELTRETTUNG IN 13 ÜBUNGEN den Hermann-Sudermann-Preis für Dramatik 2023: »Kim leistet einen herausragenden Beitrag zur deutschen Dramatik.« Kim de l´Horizon verzichtet allerdings auf das Preisgeld, damit es in der nächsten Runde einer*m anderen schreibenden Menschen zugute kommt: »Mit dieser Geste möchte ich auch auf die immer prekärer werdende Lage hinweisen, in der Dramatiker*innen stecken.«

Marco Štorman im Radio

Im SWR bei TREFFPUNKT KLASSIK EXTRA war Marco Štorman zu Gast und spricht 90 Minuten über Leben, Lieben und Theater.

Sofi Oksanen erhält den Usedomer Literaturpreis 2023

Die Usedomer Literaturtage zeichnen stellvertretend für das Gesamtwerk der Schriftstellerin Sofi Oksanen ihren Roman Fegefeuer mit dem Usedomer Literaturpreis 2023 aus. Die Preisverleihung findet am 6. Mai statt. Wir gratulieren!

Deutscher Jugendliteraturpreis

Oren Lavies neues Kinderbuch Konrad Kröterich und die Suche nach der allerschönsten Umarmung ist in der Kategorie Bilderbuch nominiert für den Deutschen Jugendliteraturpreis 2023. In Frankfurt werden im Oktober die Preisbücher verkündet. Dies wundervolle Buch sucht noch eine Bühne für die Uraufführung!

opera - a future game

opera - a future game von Michael von zur Mühlen ist für den A MAZE Award 2023 nominiert. Die Arbeit wird vom 11. - 13.5 s im Silent Green in Berlin ausgestellt. Vom 24.3. bis 7.5. ist die Arbeit im Rahmen der Dresdner Tage für zeitgenössische Musik auf Hellerau zu sehen und anschließend in Leipzig vom 1.- 11.6.