Archiv der Erschöpfung

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Theater, UA: 27.06.2015, Deutsches Theater, Berlin
Inhalt

Daß man eigentlich nur das Beste wollte in der Stadt - die jetzt gerade noch lebendig genug ist, um nicht absterben zu wollen -, damals, als man die Erdgasbohrung unternahm: geschenkt. Jetzt aber gibt es kein Vor und kein Zurück mehr, es wird eher gewankt, gestanden und auf das Beste gehofft, während man das Schlimmste erwartet.

So auch Anders, der vor Jahren aufgebrochen war, um etwas aus seinem Leben zu machen, etwas anderes als Kleinstadtkriminalität und Trinkhalle. Jetzt steht er neben dem Krankenbett seines Bruders, zu dessen neu entdeckter rechter Ideologie ihn Anders eigentlich liebend gern befragen würde, läge der kleine Bruder nicht im Dornröschenschlaf. So wird Anders sich wohl oder übel auf die Stadt einzulassen haben, jene Ansammlung von abgestützten Häusern und Absperrband, bevölkert von Weltuntergangsfanatikern und Entlassenen. Eine Stadt, die sich erhebt, wie sonst nur Tote es tun. An einem Kiosk stehen der Mondmann, der Steinriese, die Fledermaus und der Winzling und finden, es sollte nun etwas geschehen, aber da niemand weiß, wer an allem schuld ist (sicher nicht der Neoliberalismus!), wird eher ertragen als erlöst.

Sascha Hargesheimer schreibt über Verrat und Tristesse, über Verantwortung, Flucht, Heimkehr und die Frage nach Determination. Es beginnt, wo es immer beginnt: im Schoß - oder besser - am Tisch der Familie. Es endet: im Abgrund, der einmal eine Stadt war.