Bouncing in Bavaria
Erinnern stellt einen Riss im Informationskontinuum einer Welt der rasenden Bild- und Sensationswechsel dar. Erinnern bedeutet Anhalten, Absondern, Aufmerken, Sammeln und Verweilen. In ihrem neuen Projekt, das Auftrag:Lorey zusammen mit den Ensemblemitgliedern Traute Hoess und Felix von Manteuffel entwickeln, geht es um kollektive und persönliche Erinnerung, um Erlebtes, Erfundenes und den vagen Raum, der dazwischen liegt. Um Momente, die dem Leben eine unerwartete Wendung geben, um Augenblicke des Kontrollverlusts und des Glücks, um kleine Begebenheiten, die manchmal genügen, plötzlich die Welt ganz anders zu begreifen als zuvor, um die eigene Vergänglichkeit, das Vergessen und das Verschwinden.
Auftrag:Lorey inszenieren keine dramatischen Texte, sie begeben sich auf die Suche nach anderen Mitteln, Theater zu machen. Ein Theater, das keine abgeschlossene Kunstwelt behauptet, sondern eintaucht in die Wirklichkeit, um deren theatrales Potenzial zu erkunden. Ihre Inszenierungen ergeben sich aus der Logik des versammelten Materials: aus Rechercheergebnissen, aus den Biografien, den Interessen und den besonderen Fähigkeiten der Beteiligten, aus gesellschaftlichen Diskursen und schließlich aus der individuellen Wahrnehmung des Zuschauers.
Immer wieder geht es Auftrag:Lorey in ihren Theaterentwürfen um das, was sich in den engen Grenzen einer Spielregel, eines Systems zeigt, was aber letztlich unfassbar und unbeherrschbar bleibt. Eine Ästhetik, die sich gegen starre Grenzen und scharfe, scheinbar unverrückbare Definitionen wehrt und die dem Unvorhergesehenen und Unberechenbaren, den regionalen und individuellen Eigentümlichkeiten Spielräume eröffnet.