Die andere Seite

Autor*in(nen)
Theater, nach Alfred Kubin, UA: 16.09.2011, Schauspiel Frankfurt
Inhalt

An einem nebeligen Novembernachmittag erhält der Zeichner ein unglaubliches Angebot: Ein alter Freund aus Kindertagen, Claus Patera, lädt ihn und seine Frau ein, Bürger eines Traumreiches zu werden, dessen Schöpfer und Herrscher Patera ist. Nur ausgewählte Menschen erhalten Zugang zu diesem geheimen Staat namens Smarakand. Da sie im alten Leben wenig hält sagen sie zu. Doch schon bald wird aus dem Aufregenden und Neuen der Fremde ein beklemmender Alptraum, aus dem es kein Entrinnen gibt.

Die Biografie des österreichischen Zeichners Alfred Kubin ist geprägt von Verlust und Einsamkeit. Seelisch zerrüttet stürzt er in eine Schaffenskrise, aus der heraus er seinen Roman »Die andere Seite« verfasst.

In Christopher Rüpings Dramatisierung für drei Schauspieler verschmelzen Biografie des Autors und Roman zu einer Geschichte über Macht und Ohnmacht, (Todes-)Sehnsucht und Wahnsinn, Phantasie und Alptraum, Kontrolle und Verlust.

»Bei diesem klug inszenierten Rollenswitching ist es erstaunlich, wie wenig es letztlich braucht, um Kubins Schilderungen dieser seltsamen Reise in ein totalitäres Traumreich mit Bühnenmitteln zu erzählen, absurde und kafkaesk anmutende Situationen und Stimmungen zu schaffen und Kubins apokalyptische Traumvisionen lebendig werden zu lassen. Eine sehr gelungene, temporeiche Inszenierung, die trotz der düsteren Visionen ungeheuer leicht erscheint.« (Frankfurter Neues Presse)

Auszug

»Wanderer sind wir alle, ohne Ausnahme alle. Solange es Menschen gab, war es so, und es wird immer so bleiben – so verschieden die Motive, das Wandern bleibt. Fuß, Huf, Rad, Dampf, Elektrizität, Benzin und was alles noch kommen mag, das Mittel ist gleichgültig, das Wandern bleibt. Naturgesetz. Trieb. Du kannst noch so müde sein, du musst mit, immer weiter. Manche gibt es, die schon weit herumgekommen sind und nicht mehr wandern mögen, oder krank im Bette liegen, oder sonst nicht wandern können, die reisen bei sich selbst im Gehirn, in der Einbildung, auch diese kommen oft weit, weit... aber stillstehen, nein, das gibt es nicht. Wirkliche Ruhe gibt es erst, wenn man ausgewandert hat. Und darauf freuen sich alle heimlich«