Die Wiederholung – Histoire(s) du théâtre

Autor*in(nen)
Theater, Uraufführung: 4. Mai 2018, Théâtre National, Brüssel, Konzept, Text und Regie: Milo Rau
Inhalt

Seit Anbeginn ist das Theater eine Beschwörung der Toten, ein rituelles Durchleben von Urverbrechen und kollektiven Traumata. Im ersten Teil der von Milo Rau kuratierten Serie »Histoire(s) du théâtre« nähert sich der Regisseur und Autor dem Tragischen in der Form eines allegorischen Kriminalspiels. Was steht am Anfang eines Verbrechens? Absicht oder Zufall? Welche Rolle spielt das Publikum? Welche Schuld trägt das Kollektiv? Lässt sich ein Verbrechen überhaupt rekonstruieren? Und wer steht dabei auf der Bühne?

Gemeinsam mit den vier Schauspieler*innen Sara De Bosschere, Sébastien Foucault, Johan Leysen und Tom Adjibi, sowie dem Lageristen Fabian Leenders und der Hundesitterin Suzy Cocco begibt er sich auf die Spur eines Kapitalverbrechens und sucht nach den grundlegenden Emotionen der tragischen Erfahrung: Verlust und Trauer, Lüge und Wahrheit, Unheil und Furcht, Grausamkeit und Schrecken. Sechs Schauspieler*innen und Laien sinnieren über den Glanz und die Abgründe von Leben und Theater und schlüpfen in die Rollen der Hauptfiguren eines brutalen Mordfalls: Es entsteht ein Manifest für ein demokratisches Theater des Realen.

Milo Rau eröffnet mit dieser Inszenierung an der Kaserne Basel die Reihe »Histoire(s) du théâtre«, eine spielerische Langzeituntersuchung der ältesten Kunstform der Menschheit, die in der Saison 2018/19 vom kongolesischen Choreografen Faustin Linyekula fortgesetzt wird. Dabei kommen Rau und sein Team auf die grundlegenden Probleme ihrer künstlerischen Arbeit der letzten 15 Jahre zurück: die Frage nach der Darstellbarkeit von Gewalt und traumatischen Ereignissen auf der Bühne. Eine Suche nach dem Kern der conditio humana und ein Gesang auf die Kraft des Theaters.