Montana

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Theater, UA: 15.10.2007, Theaterhaus Gessnerallee, Zürich
Inhalt

Arbeitslosigkeit, Geburtenrückgang und ständige politische Krisen haben die imaginäre Bergrepublik Montana zugrundegerichtet. Der einst intakte Sozialstaat hat einer mafiös unterwanderten Schattenwirtschaft Platz gemacht, in der sich jeder selbst der Nächste ist. Armut und zwangsläufige Abhängigkeit haben die Beziehungen der Menschen untereinander und zu sich selber zerstört. Spätkapitalismus in seiner düstersten Slapstickvariante: Nur noch eine privilegierte Minderheit hat Arbeit, die Mehrzahl der Bürger versucht, sich mit zwielichtigen Schwarzmarktgeschäften über Wasser zu halten oder verwettet ihr Geld bei den populären Hunderennen.

In diesen sozialen Alptraum hinein platzt der vor rund zehn Jahren ins Ausland emigrierte Charmeur und esoterische Plauderer Dietrich, Bruder des Clanoberhaupts und Druckereibesitzers Paul Rothmund. Der Ruf, ein großer Welterklärer und spiritueller Befreier zu sein, ist Dietrich vorausgeeilt. Er will die Montaner Gesellschaft revolutionieren und die jahrtausendelange Bindung der Menschen an Karriere und Erwerbsarbeit, die real bereits zerbrochen ist, auch existentiell überwinden. Aber als er sich an Elisabeth, Paul Rothmunds Frau, heranmacht, kommt es zur offenen Konfrontation – und das Drama nimmt seinen Lauf.

MONTANA handelt von den möglichen Folgen sozialer Auflösungserscheinungen, von den Gefahren einer Gesellschaft ohne Arbeit und Zukunftsperspektiven und der daraus resultierenden Empfänglichkeit für jede Art von Glücksentwürfen. In der Tradition des Volksstücks und der absurden Komödie entwickelt MONTANA, inspiriert von Euripides' Weltuntergangstragödie »Die Bakchen«, die mögliche Allegorie einer – unserer – Gesellschaft, der mit der Arbeit und dem sozialen Zusammenhalt auch das Bewusstsein ihrer humanen Möglichkeiten abhanden zu kommen droht. So ensteht ein vielschichtiges Porträt zeitgenössischer Befindlichkeiten, eine soziale Utopie mit schlimmstmöglichem Ausgang.