Pornografia

Autor*in(nen)
Theater, UA: 06.10.2006, Staatsschauspiel Dresden
Inhalt

Milo Rau wirft in PORNOGRAFIA einen satirischen Blick auf unsere westliche, bis in den letzten Winkel sexualisierte Gesellschaft und fragt nach ihrer Liebesfähigkeit. Erzählt wird die Geschichte eines gealterten Sexmaniacs, der - durch einen Unfall ans Bett gefesselt - nicht weiß, wohin mit seiner Libido. Er tut, was er sein Leben lang getan hat: Er kauft sich das vermeintliche Glück! Jeden Abend bestellt er sich neue, attraktive Frauen, die für Geld beinahe alles zu tun bereit sind - bis er auf eine ebenfalls schon ziemlich in die Jahre gekommene Hobby-Prostituierte trifft. Diese beginnt - aufgrund der mangelnden sexuellen Anziehung - ihrem Kunden eine packende Geschichte zu erzählen. Es ist eine Soap über skurrile Sexpraktiken und allerlei ›abartige‹ Manien: über den Mann, der von Zimmerpflanzen erregt wird oder über die Frau, die nur mit schlafenden Männern Sex haben kann. Ohne es zu merken, gerät der alte Machtmensch in den Bann dieser modernen Scheherazade - und etwas wie Vertrautheit, wie eine wirkliche Liebe macht sich beim Dämmern des Morgens zwischen den beiden bemerkbar...

In »Pornografia« entsteht das Porträt einer Lebenswelt, in der alles schon da gewesen scheint, deren Mitglieder sich in einer generalisierten Pornoproduktion wähnen und nur noch in den abstrusesten Selbstinszenierungen zu sich selber finden - sich letztlich aber doch nur nach wahrer, ehrlicher Vertrautheit sehnen. Die Uraufführung wurde von der Regisseurin Simone Eisenring inszeniert.