Asiawochen

Autor*in(nen)
Theater, Noch frei zur UA
Inhalt

Das Theater als implodierender Diskursraum – so imaginiert es Yannic Han Biao Federer in ASIAWOCHEN. Vanessa ist obsessed mit den Geschichten hinter der Geschichte: dem Trauma hinter dem Schweigen des Vaters, dem Maß für die kollektive Schuld eines Lebens im Westen des 21. Jahrhunderts. Vanessa liest: Hannah Arendt, David van Reybrouck. Vanessa referiert: über den naziverseuchten BND und seine Rolle im Kampf gegen die Dekolonialisierung – und alle sind überfordert: Johannes, der um 3 Uhr nachts einfach nur schlafen will, ihr Betreuer im Referendariat, für den Geschichte längst die Form lehrprobentauglicher Häppchen angenommen hat, und das Theater, das als Medium dem Show don’t tell verplichtet ist. Aber Vanessa kann nicht anders. Alles hängt mit allem zusammen: der Kolonialismus mit dem Nationalsozialismus, der BND und Adenauers Angst vor einem mächtigen Asien mit dem Putsch gegen den ersten Präsidenten Indonesiens, die anschließenden Pogrome und Massenmorde.
„Das funktioniert so nicht!“ wendet sich eine verzweifelte Figur an den Autor selbst, der aber auch nicht helfen kann: Wie soll das Verdrängte, das Unbesprechbare konsumierbar gemacht werden?
Der Kolonialismus als Räume, Formate und Psychen überwältigendes System, für das Federer dennoch eine radikale, kühne, eine berstende Form findet. Postkolonialismus für das Theater des 21. Jahrhunderts.

Für ASIAWOCHEN  erhielt Yannic Han Biao Federer beim Heidelberger Stückemarkt 2025 den Autor*innenpreis, den SWR Hörspielpreis sowie den vom Freundeskreis des Theaters und Orchesters Heidelberg gestifteten Publikumspreis.