Birds

Autor*in(nen)
Theater, UA: 17.10.2009, Städt. Bühnen Osnabrück
Inhalt

Jannis ist Arztsohn. Seine vom Vater vernachlässigte Mutter säuft und erregt bei ihrem Sohn mit ihren dilettantischen Selbstmordversuchen schon lange kein Mitleid mehr, nur noch unverhohlene Wut und Aggression. Seitdem sich Janas Eltern trennen wollen, hat sich ihr kleiner Bruder Mo in seinem Kinderzimmer in ein Zelt zurückgezogen. Jana fühlt sich ihm gegenüber verantwortlich und kommuniziert meist nur durch Handzeichen mit dem kleinen Jungen jenseits der Zeltplane. Ihr Freund Boris traut Janas Zuneigung nicht, ist er doch auf Grund einer Beinprothese ein »Krüppel«, wie er sich selber nennt. Nach Maßgabe der Schulhierachie, so Boris, sind Jannis und Jana die Alpha-Tiere und somit für einander bestimmt. Doch Jana will davon nichts wissen: Jannis sei eh nur ein Aufreißer und gehe doch mit jeder, die nicht bei drei auf den Bäumen ist, in die Kiste. Dennoch ziehen sich die beiden im Sog ihrer familiären Katastrophen geradezu unwiderstehlich an. Als Janas beste Freundin Maria zur Party ins sturmfreie Haus der Eltern lädt, kommt es zur schicksalhaften Begegnung zwischen Jannis und Janas, die direkt in die Katastrophe führt.

BIRDS ist ein »Frühlings Erwachen« aus der gnadenlosen Gegenwart. Den Jugendlichen in Kanns Stücken ist jeglicher Respekt vor der Elterngeneration, die sich und andere nur gegenseitig betrügen, abhanden gekommen. Das Vakuum zwischen Kindheit und Volljährigkeit, das man gemeinhin als Pubertät bezeichnet, füllen die Protagonisten dieses dritten Teils von Kanns Jugentrilogie so unterschiedlich aus, wie das Leben nun mal ist: Jannis flüchtet sich vor der Heillosigkeit des Elternhauses in sexuelle Exzesse. Boris findet Halt in einer Beziehung mit der von allen begehrten Jana und mag seinem Glück kaum trauen. Während sich Jana mit ihrem ersten Mal Zeit lassen will, merkt Maria, daß es in ihr verwirrende Gefühle in Hinsicht auf ihre beste Freundin gibt. Nach einer gemeinsamen Partynacht bricht die Tragik mit voller Wucht und viel zu früh in das Leben dieser vier Suchenden ein, die sie fortan nicht mehr loslassen wird. Juliane Kann schreibt über die ungeschützte Zeit der großen Gefühle und Verletzungen mit einer selten gesehenen Intensität und Direktheit. In BIRDS konfrontiert sie ihre vier Protagonisten mit den Wunden des Erwachsenwerdens und der Gnadenlosigkeit des Schicksals, daß einem der Atem stehen bleibt.

Ausgezeichnet mit dem Preis der Thalia Freunde 2008 im Rahmen der  Autorentheatertage