Das Erbe

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Theater, UA: 22.6.2017, Münchner Kammerspiele
Inhalt

»Sei gerecht« (Franz Kafka, In der Strafkolonie) – Seit nunmehr vier Jahren werden am Oberlandesgericht München die Morde der rechtsextremen Terrorgruppe »Nationalsozialistischer Untergrund« verhandelt. Noch ohne einen Abschluß. Doch auch wenn dieser tatsächlich einmal erfolgen sollte: Könnte die Verurteilung der Schuldigen eine Art kathartische Reinigung der Gesellschaft herbeiführen? Weisen die zahllosen, ihre Deutung erwartenden Indizien nicht vielmehr darauf hin, daß der Prozess selbst nur ein Detail in den wild wuchernden Verstrickungen einer eben nicht abschließend zuzuordnenden Schuld ist?

DAS ERBE assoziiert ausgehend von diesem Thema der Schuld eine Gemeinschaft, die der Gegenwart entfremdet ist und die alle Antworten immer in der Vergangenheit sucht. In Olga Bachs Text verständigt sich diese Gemeinschaft ausschließlich über ihr gemeinsames kulturelles Erbe, über das Archiv der deutschen Kulturgeschichte. Muß dieses Erbe gewaltsam geopfert werden für die Möglichkeit eines neuen Anfangs? Der Regisseur Ersan Mondtag, mit den Inszenierungen TYRANNIS und DIE VERNICHTUNG (ebenfalls ein Text von Olga Bach) zweimal in Folge zum Berliner Theatertreffen eingeladen, läßt in DAS ERBE mit düster-romantischer Bildgewalt die Vergangenheit zur Zukunft werden. »Die Schuld ist immer zweifellos«.