Das letzte Parlament (Ghost Story)

Autor*in(nen)
Theater, UA: 28.8.2018, Staatstheater Mainz, Regie: Brit Bartkowiak
Inhalt

Ein ganzes Parlament im Museum.

In diesen Zeiten.

Passender könnte man es nicht erfinden.

Tatsächlich residiert der rheinland-pfälzische Landtag derzeit im Mainzer Landesmuseum, während das eigentliche Parlamentsgebäude saniert wird.

Ist unsere parlamentarische Demokratie nicht selbst ein hoffnungsloser Sanierungsfall?

Björn Bicker hat über einen Zeitraum von anderthalb Jahren Politiker*innen und Mitarbeiter*innen des Mainzer Landtags bei ihrer Arbeit begleitet. Er hat Debatten beobachtet, Ausschussitzungen besucht und Hintergrundgespräche geführt. Eine Reise, die ihn von der verunsicherten bürgerlichen Mitte bis an die rechten Ränder des Spektrums geführt hat. SPD, DIE GRÜNEN, CDU, FDP, AFD: mit allen hat er gesprochen und sie selbst nach ihren Vorstellungen von der Zukunft der Demokratie befragt.

Es ächzt im Gebälk, die Prozesse des demokratischen Miteinanders sind mühsam, sie wirken oft lächerlich und sind allesamt ermüdend. Und während vor dem Plenarsaal Schüler um den Erhalt ihrer ländlich gelegenen Zwergschule streiten, wollen andere die ganz großen Schlachten um das europäische Abendland schlagen. Eine blinde Stenografin fungiert als schwindendes Gedächtnis und Gewissen und erinnert an die ersten Schritte einer jungen Nachkriegsdemokratie, derweil sich im Parlament die Geister vergangener Legislaturperioden unauflösbar verstritten haben. Auf den Rängen johlt und feixt das Volk, und im Zuschauerraum wächst die Sehnsucht nach dem großen Schnitt. Ist das der Abgesang?

Mit geradezu antiker Wucht und viel Humor malt das Stück ein Bild vom offenen Ende unserer Demokratie. Das Ende der Welt, wie wir sie kennen.

Björn Bicker hat sich in den vergangenen Jahren mit den großen Fragen unserer Gegenwart auseinandergesetzt. Er hat Theatertexte über Religion, Migration, Teilhabe und Ausschluss geschrieben. DAS LETZTE PARLAMENT ist ein weiterer großer und radikaler Wurf.

Es geht um Zustand und Zukunft unserer Demokratie und - wie immer bei Björn Bicker - auch um die Frage, wie wir in Zeiten von schwindender Empathie und viralem Populismus weiter miteinander reden wollen.