Der eingebildete Kranke

Autor*in(nen)
Theater, UA: 20.12.2019, Residenztheater München, Regie: Claudia Bauer
Inhalt

Der neurotische Superstar Argan ist der weisse alte Mann. Er steht kurz vor dem Auftritt. Es ist der grösste Auftritt seines Lebens. Er muss raus. Draussen warten schon die Leute. Argi ist umgeben von einer Entourage aus Management, Helfern, Ärzten, Coaches, Bodyguards etc. Die Crew. Lady Gaga Style.

Er ist die Zentralgestalt eines Familien-Systems. Eines Gesellschaftssystems.

Der weisse alte Mann und Superstar wähnt sich dem Tode nahe. Er ist krank und wird sterben. Er ist vollständig gefangen in der Vorstellung seines Krankseins und seines Untergangs obwohl er aber natürlich die ganze Zeit DA ist und das Geschehen absolut beherrscht. Nichts von seiner Macht geht hier unter. Er ist die unumstrittene Zentralgestalt des Geschehens. Alles findet in seinem Kopf statt. In seinem Mind-Set. Wir befinden uns mit ihm in seiner Vorstellung des grandiosen Ich-Bezugs.

Andere Menschen sind nichts anderes als die Sprungtücher seiner hypochondrischen Vorstellung des Untergangs. Sie sind die Absprungfläche seiner Gedanken und Angstkaskaden. Er ist die Sonne im eigenen Sonnensystem der Hypochondrie.

Der weisse alte Mann wird sterben. Er stirbt. Aber er stirbt nicht. (Vielleicht aber doch). Okay, er stirbt. Der Tod ist die Abwesenheit. Die Nichtexistenz. Das Abhandenkommen der Macht.

Ein Fahrstuhl, der immer weiter nach oben fährt. Man könnte auch sagen: nach unten.