Der Weltkulturerbe
Schwere Möbel, dunkle Zimmer. Ein Mausoleum-Museum. Inmitten verschollen geglaubter Kunstschätze, fern der Welt: Cornelius und seine Schwester Benita.
Die Lebensaufgabe ist es, die Sammlung zu erhalten, sie vor pöbelhaften Augen, vor Bakterien, Blitzlicht und Geziefer zu schützen. All die Jahre zusammenzuhalten, keine Sekunde, keine Minute entkommen zu lassen. Doch auch an Cornelius nagt der Zahn der Zeit. Er, der Hüter der Tage und Stunden, kinderlos, hat sich verrechnet. Benita stirbt schneller als erwartet, ihm selbst suppt eine eitrige Wunde am Fuß.
Doch für den eigenen Tod bleibt keine Zeit, denn die Verantwortung ist groß. Für den Beckmann, den Liebermann, für die Entarteten. Also eine letzte Soirée, die definitiv letzte, gegeben vom letzten Mensch mit Kunstverstand »in ganz Europa, nein, in der ganzen Welt.«
Cornelius Gurrlitt ist der »Weltkulturerbe«. Sophie Nikolitsch hat eine erstaunliche Theatererzählung aufgeschrieben. Eine aus der Epoche gefallene Geisteshaltung. Eine innere Reise in eine verdunkelte Welt hinter schweren Gardinen, in der das Ego den Mittelpunkt bildet zwischen Gesprächen mit dem Selbst, mit der Vergangenheit, mit dem Über-Vater, der Dame am Klavier und dem Mann mit dem grünen Gesicht.