Im Ferienlager
Ein Bauernhof im Mannheimer Umland, 1923: Die neue Chorleiterin Luise hinterfragt bereits nach kurzer Zeit die Methoden der Gemeinschaft, die das jährliche Ferienlager ausrichtet. Auch Lokalreporterin Ruth hegt seit geraumer Zeit Verdacht gegen den Heimleiter Heinrich und recherchiert im Umfeld. Der Jugendliche Emil vertraut sich der Chorleiterin an und erzählt von merkwürdigen Ritualen und Mobbingerfahrungen, die das Misstrauen bestätigen. Als kurz darauf im nah gelegenen Wald eine Leiche entdeckt wird und der Mordverdacht auch noch auf den Betreuer Luis fällt, eskaliert die Situation …
»IM FERIENLAGER von Olga Bach ist ein beziehungs- und anspielungsreicher Text, gespickt mit Geschichtsdetails, Film- und Musikzitaten. Die Stärke des Stücks besteht in seiner Fluidität und Mehrdeutigkeit: ein schillerndes Netz aus Schlaglichtern auf die Geschichte, aus Fakten, Gerüchten und blitzartig gestreiften Manifestationen von Psychoterror, Sozialdarwinismus und Gewalt. Bach skizziert bereits brüchige, ins Autoritäre driftende gesellschaftliche Milieus, die sie sprachlich mit Tendenzen der Gegenwart verlinkt. Bachs Text jongliert virtuos mit falschen Fährten und konkreten Spuren. Vordergründig dreht sich der Plot um eine Jugendfreizeit auf dem Land nahe Mannheim. In zweiter Ebene geht es um die schleichenden Problemzonen bestimmter Milieus der Weimarer Republik. Vieles bleibt absichtsvoll im Vagen. Bach zeigt subtil und verblüffend, wie vielleicht anfänglich noch nachvollziehbare Ideale sich langsam ins Gegenteil verkehren. Bachs Text über ein historisches Ferienlager verweist so auch unausgesprochen auf heutige Diskurse über die Erosion demokratischer Strukturen.« (Theater der Zeit)