Intensivtäter

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Theater, UA: 02.02.2014, Theater Freiburg
Inhalt

Die Berliner Jugendrichterin Kirsten Heisig, populär geworden für ihren harten Umgang mit jugendlichen ≫Intensivtätern≪, hat sich im Juni 2010 das Leben genommen. Paul Brodowsky nimmt ihr migrantisch geprägtes Arbeitsumfeld Neukölln zum Ausgangsterrain, um über den gesellschaftlichen Umgang mit jugendlichen Straftätern nachzudenken: eine überlastete Jugendrichterin, die den Bezug zur Realität verliert; ein Bezirksbürgermeister im Rechtsruck; eine Tänzerin, die sich notgedrungen auf künstlerische Integrationsprojekte spezialisiert; eine alleinstehende, überschuldete Mutter – sie alle werden zu den eigentlichen Intensivtätern und die Jugendlichen selbst zur oft zitierten Leerstelle: Es wir nicht mit ihnen, sondern über sie verhandelt.

Nach REGEN IN NEUKÖLLN (2011 an der Schaubühne am Lehniner Platz uraufgeführt) kehrt Paul Brodowsky in den sogenannten Berliner Problemkiez zurück, der mittlerweile längst zum Szene-Viertel avanciert ist und von den New York Times als ›neues Brooklyn‹ gefeiert wird. Vom Boom, der die internationale Hipster-Mischpoke inspiriert, haben die Alteingesessenen freilich wenig; für die galoppierende Gentrifizierung haben u.a. die ›gemeingefährlichen Intensivtäter‹ den authentifizierten Boden bereitet, der nun weltweit vermarktet wird.

Paul Brodowskys Stück untersucht, welche Denkschablonen und Klischeevorstellungen die populären Diskurse über jugendliche Gewalttäter prägen. Er weist dabei auf weit verbreitete Alltagsrassismen und latente Xenophobie hin, die häufig im Gewand des straight-talks, der ungeschminkten Tacheles-Rede daherkommen.