Mein törichter Beweis von Leidenschaft

Autor*in(nen)
Theater, UA: 14.01.2012, Theater Tuchlaube, Aarau (CH)
Inhalt

Eine Ich-Erzählerin begibt sich in die Erinnerung an ihre Kindheit auf dem elterlichen Bauernhof. Sie läßt Situationen wieder aufleben, die sich in ihr Gedächtnis eingebrannt haben: Die Stallarbeit an der Seite des autoritären Vaters, die schweigende Mutter, die Gerüche und die stillen Stunden im Versteck, wo sie sich unsichtbar machen kann. Diese Kindheitserinnerungen werden von den Bildern einer Theateraufführung überlagert, in der die Erzählerin als Regisseurin und Zuschauerin ein Corps de Ballet voller Anmut, Grazie und Schönheit heraufbeschwört. Die Erzählung mäandert zwischen Miststock und Kronleuchter, die beiden so gegensätzlichen Ebenen beginnen ineinander zu fließen, bis Phantasiewelt und Realität nicht mehr voneinander zu trennen sind. MEIN TÖRICHTER BEWEIS VON LEIDENSCHAFT ist der Versuch einer jungen Frau, aus den Strukturen, in denen sie aufgewachsen ist und die sie geprägt haben, auszubrechen. Sie imaginiert sich in eine andere Welt hinein und kämpft dafür, sich neu zu erfinden. Ihr wichtigstes Hilfsmittel ist dabei die Sprache. Reden ist hier Handlung, sie darf damit nicht aufhören, denn sobald sie dies tut, bricht das fragile Gebilde der Imagination ein und stürzt sie noch weiter hinein ins Güllenloch, aus dem sie versucht, herauszukommen.

Auszug

»alles was die mutter tut ist ein beweis. Die mutter ist nicht einfach da. sie ist da, hier sie kann es beweisen. hier die brüste haben viele kinder gross gemacht. hier der rücken kann tragen. schau wie schwer er tragen kann. hier hände schau. hier brombeeren. himbeeren. jäten. windeln. schau und hier. blutwurst. hier hühner. hier socken. mist. hier bügeln. hier kartoffeln. kartoffeln. hier schrubben. hier.«