RĂ€uberzelle

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Theater, Hörspiel, Ursendung des Hörspiels: 27.03.2012, ORF, UA: 30.10.2010, Theaterhaus Jena
Inhalt

Karl-der-Haifisch-Haiberger verbringt mehr als dreißig Jahre in verschiedenen GefĂ€ngnissen Europas, er ist ein Edelgauner und nahezu perfekter Einbrecher, sein Leben ist ein stĂ€ndiges Rein-und-Raus. LĂ€nger als sechs Monate ist er selten auf freiem Fuß: Nach mehreren Kinderheim-AusbrĂŒchen und AutodiebstĂ€hlen landet er bereits mit vierzehn das erste Mal im GefĂ€ngnis und verlĂ€ĂŸt es wieder als ausgebildeter Ganove – der Beginn einer skurrilen und gleichzeitig tragischen Karriere. Als Karl mit zweiundfĂŒnfzig Jahren, aufgrund eines Gehirntumors, frĂŒhzeitig aus einer Haftstrafe entlassen wird, entschließt er sich, seine Geschichte aufzuschreiben – die Ärzte geben ihm dafĂŒr noch ungefĂ€hr ein Jahr an Lebenszeit.

Durch einen Zufall kontaktiert er den österreichischen Autor und Dramatiker Christian Winkler, der aus seiner Lebensgeschichte Literatur machen soll. Aus unzĂ€hligen Interviews entsteht gemeinsam mit dem Regisseur Franz von Strolchen das Theaterprojekt RÄUBERZELLE. Als ein dokufiktionales Drama erzĂ€hlt RÄUBERZELLE von Karls verschiedenen Leben und Lebensabschnitten, von seinem einzigen normalen Beruf als Beate-Uhse-Vertreter, von wahnwitzigen EinbrĂŒchen und Verfolgungsjagden ĂŒber den DĂ€chern der Stadt, vom Tramperdasein in Frankreich und der Begegnung mit dem Teufel, vom Alltag im Knast und illegalen GeschĂ€ftsmodellen, von TrĂ€umereien und Utopien, von seiner unheilbaren Krankheit und vor allem immer wieder von Strafe und SĂŒhne.

Die radikale Andersartigkeit seines Lebensmodells fasziniert dabei genauso wie es erschĂŒttert, es amĂŒsiert und verstört. In einem Moment befindet sich der Zuschauer in einem Workshop fĂŒr Kleinkriminelle, im anderen offenbart sich eine brutale Welt alttestamentarischen Zuschnitts. Die Klischees vom Gauner und Knastbruder treffen in den Schilderungen der vier Darsteller stĂ€ndig auf das Bizarre einer Wirklichkeit zwischen existentiellem Überlebenskampf und lustvoller GrenzĂŒberschreitung, auf eine Biografie voller Risse und SelbstverklĂ€rung - handelt es sich im Endeffekt tatsĂ€chlich um unglaubliche, aber wahre Erlebnisse, oder sind es RĂ€ubergeschichten, die man seinem Knastbruder auf der Zelle erzĂ€hlt, oder ist es doch nur die Fantasie eines Autors?

Nach der Premiere am Theaterhaus Jena, im Oktober 2010 war RÄUBERZELLE bereits am Schauspielhaus Wien und im Rahmen der Autorenwochen von uniT Graz als Gastspiel zu sehen, wodurch die Produktion fĂŒr den bestOff-Theaterpreis 2011 in Österreich nominiert wurde.