Regen in Neukölln

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, UA: 05.03.2011, Schaubühne, Berlin
Inhalt

Karl-Heinz, der Taxifahrer, Hanife, das junge türkische Model, ihren Vater Ibrahim, das Szene-Girl Ella, Marten, ein rätselhafter Fuchs mit Zahnschmerzen und ein unheimlicher Scherenschleifer: Sieben Figuren sind es, die Paul Brodowsky in seinem neuesten Stück hinausschickt in die Nacht Neuköllns, dem vielleicht verrufensten aller Berliner Bezirke. Keine Geschichte kann ohne die andere erzählt werden auf diesem kaleidoskopischen Irrweg durch eine schwüle Sommernacht, in der sich Ella und Marten kennenlernen, Ibrahim Geld für ein Telefonat in die Heimat sucht, Karl-Heinz von Hanifes Schönheit geblendet den Blick fürs Wesentliche verliert und der Scherenschleifer auf Fuchsjagd geht. Ihre Pfade kreuzen sich auf der Suche nach dem Glück, auf der Suche nach einer Berührung oder einfach nur der Möglichkeit weiter zu leben. Und wir ahnen, daß es die Sehnsucht ist, die sie verbindet und die sie in dieser Nacht nicht schlafen lassen wird. 

Genau beobachtet sind diese Figuren Brodowskys, wie mit einer Kamera verfolgt er ihre Wege durch den Kiez, und doch zielen die Dialoge trotz aller sozialen Genauigkeit in der Sprache nicht auf Wirklichkeitsabbildung, genügen sich nicht in der Beschreibung eines Milieus. Eine ganz eigene Welt ist es, die hier entsteht, eine Welt, die brüchig ist, undurchschaubar, flüchtig, gefährlich. Eine Welt, die bei aller Verdichtung und Poesie, tatsächlich existiert.

In REGEN IN NEUKÖLLN hat Paul Brodowsky alle Register seines beeindruckenden Könnens gezogen: verspielte Wortverdrehungen gehen einher mit messerscharfen Beobachtungen und Typenbeschreibungen, Figuren erscheinen dreidimensional vor dem lesenden Auge, bilden sich auf der Netzhaut ab. Eine Welt entsteht, die man zu kennen glaubt, die jedoch erdacht ist. Erdacht mit dem scharfen Geist eines genauen Beobachters, eines hochtalentierten Autors.

 

Eingeladen zum Stückemarkt des Berliner Theatertreffens, 2008;

Publikumspreis der langen Nacht der Autoren am Thalia Theater, Hamburg, 2008;

Preis der Frankfurter Autorenstiftung 2008