Helgard Haug

Helgard Haug ist Autorin und Regisseurin und arbeitet in verschiedenen Konstellationen unter dem Label Rimini Protokoll.
Die Arbeiten im Bereich Theater, Hörspiel, Film und Installation von Rimini Protokoll finden in der Grauzone zwischen Realität und Fiktion statt und haben international Aufmerksamkeit erregt. Seit 2000 entwickelt sie auf der Bühne, im Stadtraum und für das Radio Stücke, die neue Sichtweisen auf unsere Wirklichkeit eröffnen.
So kopierte das Regie-Trio mit 200 Bonner Bürgern eine ganze Bundestagssitzung: »Deutschland 2«. Sie inszenierten fünf Experten des mitteleuropäischen Todesarten zu »Deadline« oder rekonstruierten den Bankrott der belgischen Fluglinie Sabena in Brüssel mit »Sabenation - go home and follow the news«. Weiter entstanden zum Beispiel »Call Cutta in a Box«, ein aus einem indischen Call Centre live geführte Telefongespräch, »100% Stadt« eine gelebte Statistik-Anordnung für 100 Bürger*innen auf einer Drehbühne und »Hauptversammlung«, eine parasitäre Intervention, anlässlich der Aktionärsversammlung der Daimler AG, sowie »best before«, ein interaktives Videospiel für 200 Theaterzuschauer und mit »Hausbesuch Europa« lassen sie in privaten Wohnzimmern ein Spiel um das größte Stück des Kuchens spielen...
2018 entwickelte sie zusammen mit Jörg Karrenbauer und Aljoscha Begrich »DO’s & DON’Ts«, ein neues Stück für den als mobilen Zuschauerraum umgebauten Truck, mit dem das System urbaner Ordnung unter die Lupe genommen wird.
In der Serie »STAAT 1-4« begibt sich Rimini Protokoll auf eine Recherche in die Felder außerhalb dessen, was heute vom Nationalstaat organisiert und kontrolliert werden kann. Zusammen mit Stefan Kaegi beschäftigt sich Helgard Haug in Weltzustand Davos (Staat 4) am Beispiel des Weltwirtschaftsforums in Davos mit einer Reihe von wiederkehrenden privat organisierten, globalen Treffen der Weltelite, die die Geschicke der Zukunft sowie Besitz- und Machtverhältnisse regeln wollen.
Im Zentrum von CHINCHILLA ARSCHLOCH, WAS WAS (2019) steht ein Protagonist, der seit seiner Jugend das Tourette-Syndrom hat und die Welt einem Stresstest unterzieht. Nach dem gleichnamigen Hörspiel mit Ursendung im Dezember 2018 fand die Uraufführung in Zusammenarbeit von Schauspiel Frankfurt und Mousonturm im April 2019 statt.
Ihre letzte Arbeit ALL RIGHT. GOOD NIGHT. (2021) zeichnet das Verschwinden, die Suche und das Ringen mit der Ungewissheit nach - am Beispiel des verschwundenen Flugzeugs und der sich manifestierenden Demenz des eigenen Vaters. Im Januar 2022 wurde die Inszenierung zum Berliner Theatertreffen und Impulse Festival eingeladen, für den Mülheimer Dramatikerpreis nominiert und von der Kritikerumfrage von Theater Heute zur »Inszenierung des Jahres 2022« erklärt.
Zudem produzierte der WDR 2022 das Hörspiel von ALL RIGHT. GOOD NIGHT. Im September 2023 wird der gleichnamige Roman bei Rowohlt erscheinen.