All right. Good night.
Das Theater ist der Ort der Vergegenwärtigung, der Präsenz und Liveness. Jedes Bühnengeschehen ist durchdrungen von Lebendigkeit. Das Publikum kann sich Sekunde für Sekunde vergewissern: Diese Körper da auf der Bühne sind für mich da, diese Stimme spricht zu mir – jetzt, in diesem Moment. Aber: Was passiert mit dem Theater, wenn für eine Aufführung die Selbstverständlichkeit der menschlichen Präsenz verschwindet? Was bleibt dann übrig?
Das internationale Passagierflugzeug MH370 der Malaysia Airlines verschwand am 8. März 2014 mit 227 Passagieren und 12 Crewmitgliedern plötzlich vom Radar. Sein Verschwinden wurde als eines der größten Luftfahrträtsel aller Zeiten bezeichnet – denn es scheint unglaublich, daß etwas so Großes in einer Welt verloren gehen kann, in der vermutlich alles und jeder unter Überwachung steht. Kurz nach dem Verschwinden des Flugzeugs schreibt der Vater der Autorin und Regisseurin seinem Enkel vier Glückwunschbriefe zum Geburtstag. Der Inhalt fast identisch; jeder Umschlag mit Sondermarke frankiert. Ein Jahr später kommt gar keine Karte, der Geburtstag war wohl vergessen worden, und irgendwann bekommt diese Vergeßlichkeit einen Namen und wird zur Krankheit: Demenz.
In ALL RIGHT. GOOD NIGHT. zeichnet Helgard Haug das Verschwinden, die Suche und das Ringen mit der Ungewißheit nach − am Beispiel des verschwundenen Flugzeugs und der sich manifestierenden Demenz des eigenen Vaters. Es ist das Protokoll eines unumkehrbaren Prozesses.