Trollmanns Kampf

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Theater, UA: 30.4.2010, Staatstheater Hannover
Inhalt

Johann Trollmann, genannt ›Rukelie‹, war berühmt – ein Publikumsliebling des Boxsports. Aufgewachsen in den 20er und 30er Jahren rund um den Ballhof, im Armenviertel Hannovers, kämpfte er sich bis zum Meistertitel im Mittelschwergewicht. Doch er war Sinto. Und man schrieb das Jahr 1933. Die Nationalsozialisten sprachen ihm nach nur acht Tagen den Titel ab – sein Kampfstil, der dem Muhammad Alis glich, wurde verboten. Aus Protest gegen den aberkannten Titel stieg er bei seinem nächsten Kampf mit weiß gepuderter Haut und blond gefärbten Haaren in den Ring und ließ sich von seinem Gegner k.o. schlagen.

1942 wurde Trollmann ins KZ Neuengamme deportiert, wo sich das Wachpersonal einen Spaß daraus machte, gegen den inzwischen völlig Entkräfteten zu boxen. 1943 wurde Johann ›Rukelie‹ Trollmann im KZ Wittenberge ermordet.

Diese  Biografie verweist auf ein Stück Geschichte, der Regisseur Marc Prätsch und Autor Björn Bicker in einem gemeinsamen Theaterprojekt nachgehen werden. Welche Spuren hat die Verfolgung und Ermordung von über 500.000 Sinti und Roma bis in die heutige Zeit hinterlassen? Was bedeutet es für Jugendliche, heute Sinti zu sein? Gibt es eine neue Sinti-Identität? Trotz der offensichtlichen historischen Fakten haben nicht nur die Justiz, sondern auch Politik und Gesellschaft lange gebraucht, um das Ausmaß der Verbrechen an Sinti und Roma wahrzunehmen und Konsequenzen daraus zu ziehen. Vielerorts hatte sich das rassistische Denken gegen diese Minderheit auch nach Zusammenbruch des Nationalsozialismus nahtlos fortgesetzt.