Kings

Autor*in(nen)
Theater, in Zusammenarbeit mit Nora Haakh, UA: 07.05.2014, Ballhaus Naunynstraße, Berlin
Inhalt

Mabuse, seines Zeichens Impresario, Visionär, und gerissener Geschäftsmann, hat schon bessere Tage gesehen. Früher war seine Wanderbühne, ›Das Spektakel‹, Talentschmiede und Sprungbrett für die ganz Großen. Rimbaud, Oscar Wilde, Rosa Luxemburg und Bob Dylan, alle waren Teil seiner revolutionären Wunderschau. Aber die Zeiten haben sich geändert. Das Spektakel steht vor dem Ruin, Mabuse braucht eine Sensation.

Als letztes Nachwuchstalent fiebert allerdings nur Langzeitpraktikantin Pino noch ihrem Durchbruch entgegen. Wenn Mabuse ihr ungemeines Potenzial beschwört, hängt sie an seinen Lippen, übt verbissen für ihren großen Auftritt und träumt, immer kränkelnd, von Ikonentum trotz glücklicher Kindheit.

Als plötzlich doch ein Held vom Himmel fällt: Grete, die ›größte Sensation seit Beuys, Phänomen, Mysterium und Meisterin der Subversion‹, im Schlepptau Mehmet, ihre blonde Agentin.

Mabuses Versuche, die drei nach alter Schule zum marktgängigen Revoltenkomitee auszubilden, scheitern. Bandenbildung funktioniert nicht, weil keine der bis ins Mark kompetitiven Individualistinnen sich einem Kollektiv verschreiben möchte. Auf die Frage, wogegen eigentlich rebelliert werden soll, können sie sich ebenso wenig einigen: Die Auswahl ist zu groß.

Doch die Handlungsfähigkeit der Kunstrebellen beginnt mit einer Entscheidung: ›Wähle Deinen Kampf! Du kannst nicht gegen alles sein.‹ Als ihren Feind benennen sie die Apathie der eigenen Generation. Sollte es ihnen gelingen, ›die Fetten und die Satten‹ aus ihrer selbstgewählten Tatenlosigkeit zu befreien, verspricht Mabuse, Grete sein Lebenswerk, den Wanderzirkus, zu vermachen. Und es gelingt - wenn auch ganz anders, als Mabuse sich je hätte träumen lassen.

In KINGS kämpfen vier Antihelden mit den Widersprüchen der ›Gesellschaft des Spektakels‹ und ihrem marktorientierten Kunstbetrieb. Ein ramponierter Wanderzirkus wird zur Folie für die spätkapitalistische Wohlstandsgesellschaft unter dem Primat der präzisen Selbstverwirklichung. In intensiver Auseinandersetzung mit Subkultur, Literatur und politischer Theorie von Guy Debord bis Hakim Bey enwickelte Nora Abdel-Maksoud mit KINGS ein Stück über das Ausbleiben des Umsturzes.