Café Populaire
In der Kleinstadt Blinden steht das Gasthaus zur Goldenen Möwe. Aus der guten alten Zeit, in der oben und unten, links und rechts noch Orientierung gaben, hat es sich seinen Ruf als kulturelles Zentrum der Stadt und Treffpunkt der Blindener Arbeiter herübergerettet. Nur ist die Möwe in die Jahre gekommen. Klassen gibt es offiziell nicht mehr. Und wer geht für ein bißchen Kultur schon vor die Tür, wenn online die Welt zur Serie erklärt wird. Droht das Schicksal aller renovierungsbedürftigen Häuser: Kette, Supermarkt oder Apartmenthaus?
Ein Glück ist da Svenja, ein guter Mensch, von Beruf Hospiz-Clown, die es allerdings nicht leicht hat, mit ihren weltverbessernden Anliegen durchzudringen. Also versucht sie es mit einer Zweitkarriere als youtube-vloggerin und verbreitet Anleitungen für antidiskriminatorischen Humor. Achtung: Nur 8 Follower, 4 davon bereits verstorbene Hospizgäste.
Als Svenja von einer Neuausschreibung für die Möwe erfährt, schlägt ihre Stunde. Sie tritt den Kampf an um den zukünftigen Besitz des Gasthauses. Im Moment des wichtigsten Auftritts – dem Pitch für ihr neues Möwen-Konzept –fährt der Blitz in sie. Besser gesagt »Der Don« – eine Art Alter Ego, eine böse Abspaltung ihrer selbst, der Arme, Arbeiter, working poor, die Schwächsten der Stadt entschieden verachtet – und plötzlich steigen auch die Klickzahlen. Da kommt Freude auf, mindestens Schadenfreude – bestenfalls eine Vorstufe von Gerechtigkeit.
CAFÈ POPULAIRE wurde 2019 mit dem Hermann-Sudermann-Preis ausgezeichnet.